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Markantes aus der Forschung

Die historische Forschung stößt bei der Rekonstruktion des Holocaust an ihre Grenzen. Er lässt sich nicht durch einfache, monokausale Muster, durch eine „erlösende Kurzformel“ (U. Herbert) erklären. Es ist fraglich, ob überhaupt eine „angemessene“ Erklärung (I. Kershaw) möglich ist, Deutungsmuster können nur Beiträge leisten. Unstrittig ist: Die Ermordung der europäischen Juden beruhte auf einem breiten Konsens verschiedenster Institutionen, die auch im Vernichtungsprozess arbeitsteilig arbeiteten (R. Hilberg): Darunter die SS, die Gestapo, die Polizei, die Wehrmacht, die NSDAP, die Reichs- und die Parteikanzlei, die Kanzlei des Führers, verschiedene Ministerien, die lokalen und regionalen Behörden, die Zivilverwaltungen, aber auch die Kirchen und Großbanken sowie Handels-, Fertigungs- und Bauunternehmen. Auch ausländische Personen, Behörden und Organisationen gehörten dazu. ‚Intentionalistische‘ Historiker (G. Fleming, A. Hillgruber, K. Hildebrandt, E. Jäckel, H. Krausnik) vertreten die Auffassung, die Vernichtung der europäischen Juden sei auf eine rein programmatische Vollstreckung von Hitlers Willen zurückzuführen. ‚Funktionalistische‘ oder ‚strukturalistische‘ Forschungen (U. D. Adam, M. Broszat, C. Browning, H. Mommsen) betonen dagegen, dass viele Institutionen förmlich wetteifernd an der Entfaltung des Holocaust beteiligt waren. Eines ausdrücklichen Befehls von Hitler hätte es in diesem dynamischen Prozess der „kumulativen Radikalisierung“ (H. Mommsen) in den Jahren 1941/1942 gar nicht bedurft. Allerdings wird dadurch die Aussage, „Ohne Hitler kein Holocaust“ (P. Longerich) nicht ernsthaft in Frage gestellt. Untersuchungen über den Zusammenhang von Vernichtungspolitik und bevölkerungspolitischen Überlegungen (G. Aly) untermauerten die Radikalisierungsthese, Forschungen über einzelne Besatzungsgebiete (D. Pohl, T. Sandkühler, W. Manuschek, C. Gerlach), arbeiteten Wechselwirkungen zwischen den lokalen Machtinstanzen in und den Berliner Machtzentralen heraus. Seit den 1990er Jahren nimmt die Forschung neben dem Antisemitismus auch die Tätern und Täterinnen selbst und ihre Handlungsspielräume in den Fokus und rückt auch die von der Judenverfolgung profitierende deutsche Gesellschaft in den Vordergrund (F. Bajohr, G. Aly).
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