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Das Herrschaftssystem Hinrich Lohses © izrg

Auch wenn nach der Machtübernahme in Schleswig-Holstein wie im gesamten Reich jetzt auf allen Ebenen Nationalsozialisten an den Schaltstellen der Macht sitzen - auch in über drei Viertel der Städten und Gemeinden "führen" jetzt NSDAP-"Parteigenossen" als Verwaltungschefs - kann der NS-Staat auf bewährte Verwaltungsstrukturen und Fachkompetenz nicht verzichten. "Gauleiter" Lohse, seit dem 25. März 1933 auch Oberpräsident der Provinz, greift gezwungenermaßen auf Fachleute zurück. Ungeachtet der personellen "Säuberungen" nach der Machtübernahme in Folge des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums" bestehen die Verwaltungsapparate im Oberpräsidium und beim Regierungspräsidenten weiterhin in erster Linie aus Verwaltungsjuristen, die Angehörige der DNVP gewesen sind. Zu ihnen zählt auch Regierungspräsident Anton Wallroth: Er tritt der NSDAP nicht bei, aber gegenüber Parteistellen ist Wallroth sich des Schutzes durch den mächtigen Gauleiter und Oberpräsidenten Lohse sicher, bis er 1937 schließlich doch im Zuge der reichsweiten Verschärfung der NS-Personalpolitik in den einstweiligen Ruhestand versetzt wird.

Lohse schafft sich auch im zweiten Glied eine Reihe von ihm verpflichteten, höheren Verwaltungsbeamten, die als Nicht-"Parteigenossen" oder als ganz frisch eingetretene NSDAP-Mitglieder unter Anpassungsdruck stehen. Besondere Ergebenheit mögen die vereinzelten ehemaligen republikanisch gesinnten oder sogar sozialdemokratischen Fachleute entfalten, deren Weiterbeschäftigung in der Verwaltung Lohse persönlich verantwortet, obwohl sie nach dem Berufsbeamtengesetz entlassen werden können. So holt Lohse beispielsweise den in seinem Landkreis von lokalen NSDAP-Funktionären massiv bedrängten ehemaligen Stormarner Landrat Friedrich Knutzen ins Regierungspräsidium. Als Herrschaftsstrategie erscheint Lohses Personalpolitik erfolgreich: Durch sein Festhalten an politisch "schwachen" Verwaltungsbeamten stellt er sicher, dass sich kein Nebenregiment aufbauen kann. Außerdem erzeugen die Ergebenheiten der sachkundigen Beamten ganz im nationalsozialistischen Sinne eine professionelle und effiziente Verwaltungstätigkeit.

Anders als in anderen Regionen des Reiches schwächen in Schleswig-Holstein kaum rivalisierende Machtzentren, wie die SA, die SS oder die Gestapo, die Stellung Hinrich Lohses. - Unter den Gauleitern zählt Hinrich Lohse zu den erfolgreichsten, repräsentiert jedenfalls in dieser Hinsicht weiter einen "Mustergau".

Siehe auch:

Oberpräsident
Der Flensburger Magistrat
"Rosenfest" in Pinneberg

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