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Verfolgung der Sinti und Roma © izrg

Ähnlich wie die jüdische Bevölkerung erleben auch die meist in den Randgebieten der größeren Städte wie Kiel, Flensburg und Lübeck lebenden Sinti und Roma in Schleswig-Holstein - in ganz Deutschland sind es circa 15.000 - ab 1933 einen Ausgrenzungsprozess auf rechtlichem, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gebiet. Die "Nürnberger Rassegesetze" gelten auch für sie. Bestätigt durch pseudowissenschaftliche rassenbiologische Forschungen behauptet die NS-Ideologie für die Kultur der so genannten"‚Zigeuner" eine vererbbare Kriminalität und Faulheit, die es "auszusondern und "auszumerzen" gilt. Die Sinti und Roma erleben polizeiliche Razzien und werden als "Asoziale" in Konzentrationslager verbracht. Einige Städte schaffen "Zigeuner-Gemeinschaftslager", die nach Kriegsbeginn wie in Lübeck-Siems von Polizei oder SS bewacht werden. Ab 1938 sammelt die kriminalpolizeiliche "Reichszentrale zur Bekämpfung des Zigeunerwesens" über jeden "Zigeuner" im Reich Informationen, Ende 1938 beginnen medizinische Untersuchungen, die in circa 24.000 "Rassegutachten" als Grundlage für Mordaktionen münden. Listen von Personen, "die bei der Bevölkerung als Zigeuner gelten oder bei der Polizei als Zigeuner bekannt sind", wie die Definition aus dem März 1939 fordert, existieren in allen Städten. So ist es ein Leichtes für die Kriminalpolizei in Lübeck, Oldenburg, Kiel, Neumünster, Rendsburg und Flensburg, am 16. Mai 1940 mindestens 283 schleswig-holsteinische Sinti und Roma festzunehmen und sie gemeinsam mit etwa 2.250 Sinti und Roma aus anderen Regionen ins "Generalgouvernement" Polen zur Zwangsarbeit in Lager und Gettos zu transportieren. Nach dem "Auschwitz-Erlass" des "Reichsführers SS und Chef der Deutschen Polizei" verbrachte die Kriminalpolizei ab Februar 1943 13.000 deutsche und weitere 22.000 europäische Sinti und Roma nach Auschwitz-Birkenau ins "Zigeunerlager"; für Schleswig-Holstein liegen hierzu noch keine Forschungsergebnisse vor. Nach August 1941 ermorden SS, Polizei, Gestapo und Wehrmacht Zehntausende Sinti und Roma in Polen, im Baltikum, in der Sowjetunion und in Jugoslawien. Die Forschung nennt mangels präziser Daten zwischen 200.000 und 500.000 Sinti und Roma, die der nationalsozialistischen Verfolgung zum Opfer fallen, nachweislich stammen etwa 400 von ihnen aus Schleswig-Holstein.

Siehe auch:

Erinnerungen an die Haft im Konzentrationslager

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