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Die Rettung der dänischen Juden © izrg

Die Vorbereitungen für die Deportation der knapp 7.000 - hauptsächlich in Kopenhagen ansässigen - dänischen Juden, die nach einem in Berlin gefassten Beschluss Mitte September 1943 beginnen, verlaufen nicht im Geheimen. Zudem teilt der deutsche "Schiffahrtssachverständige" Georg F. Duckwitz das Datum der geplanten Aktion der dänischen Sozialdemokratie mit. So können die meisten jüdischen Dänen ihrer Verhaftung entkommen, indem sie mit Hilfe von Dänen und Schweden über den Sund ins neutrale Schweden fliehen.

Bei der eigentlichen Verhaftungsaktion in der Nacht zum 2. Oktober 1943 nehmen deutsche Soldaten und die Polizei nur 202 Juden fest, die vorher nicht fliehen konnten; in den darauf folgenden Tagen steigt die Zahl auf insgesamt 481. Die meisten Verhafteten werden nach Theresienstadt deportiert, nicht in die Tötungslager in Polen. Auf Druck der dänischen Seite können einige Juden sogar nach Dänemark zurückkehren. Da die Verhaftung der dänischen Juden unter den Augen der internationalen Öffentlichkeit stattgefunden hat und dem "Reichsbevollmächtigter in Dänemark", Werner Best, deutlich wird, dass das Schicksal der dänischen Juden die Situation im Land entscheidend beeinflussen würde, sichern die Nationalsozialisten zu, dass die anderen dänischen Juden in Theresienstadt bleiben. Sie benutzen deren Schicksal sogar noch zu Propagandazwecken, indem sie die Juden dem Roten Kreuz bei einem Besuch im "Musterlager" in guter Verfassung vorführten. Trotz allem sterben 52 dänische Juden im KZ.

Für die Nationalsozialisten muss die "Juden-Aktion" als gescheitert gelten, doch Best verbucht sie als Erfolg, da Dänemark vom gegeben Zeitpunkt an "als entjudet bezeichnet werden" kann. Für die dänische Seite ist die Rettung der Juden eine unbedingte Erfolgsgeschichte. Mehr als 6000 Menschen werden gerettet und nach Schweden gebracht, nur 284 Menschen gefangen genommen. Viele Dänen helfen beim Transport und der Unterbringung ihrer jüdischen Mitbürger und in den meisten Fällen ist dies das einzige Mal während des ganzen Krieges, dass sie sich aktiv gegen die Besetzungsmacht auflehnen. Die Rettungsaktion der dänischen Juden ist für das dänische Selbstverständnis sehr wichtig. Sie wurde "zum Symbol, zu einer Metapher für die Courage und die Menschlichkeit der dänischen Bevölkerung, die sich den Anordnungen der Besatzungsmacht widersetzte und ihre jüdischen Mitbürger schützte" (Ulrich Herbert).

Die Behandlung der dänischen Juden ist in jeder Hinsicht einzigartig. Es gelingt der dänischen Regierung den Übergriff gegen die Juden lange Zeit lang auszusetzen, beispielsweise in den Jahren 1941 und 1942 als norwegische, holländische und französische Juden festgenommen und in Konzentrationslager geschickt werden. Eine Fragen bezüglich der Aktion bleiben offen: Weshalb leitet der deutsche "Reichsbevollmächtigter in Dänemark", Werner Best, die Aktion in die Wege, um im nachhinein, ehe die Verhaftung stattfindet, den dänischen Behörden davon zu berichten? Warum sollen deutsche Soldaten anklopfen und wieder gehen, sollten die Türen ungeöffnet bleiben? Weshalb patrouillieren deutsche Schiffe nicht im Øresund, wenn sie doch wissen, dass dies der einzige Fluchtweg der Juden ist?

Fast alle dänischen Juden wohnen in Kopenhagen, weshalb die Aktion hauptsächlich ein Kopenhagener Phänomen ist. Die meisten Familien haben über Generationen hinweg in Dänemark gelebt und sind in jeder Hinsicht in der dänischen Gesellschaft integriert. Obwohl es antisemitistische Kreise und herablassende Äußerungen über Juden in den 1930 Jahren gibt, ist der Judenhass in Dänemark nicht sehr verbreitet. Dies hängt damit zusammen, dass es wenige Dänen mit jüdischem Hintergrund gibt. Deshalb weiß die Besetzungsmacht, dass die Aktion gegen die Juden Verärgerung in der Bevölkerung verursachen würde und den Wunsch von Ruhe und Ordnung in Dänemark nicht förderlich wäre. In den Wochen und Monaten nach der Aktion macht sich die illegale Presse lustig über die "Henker, die mitten in der Nacht erschienen und ganze Familien mit kleinen Kindern aus dem Schlaf rissen".

Siehe auch:

Judenaktion
Telegramm des "Reichsbevollmächtigten für Dänemark" Werner Best vom 8. September 1943, das die Deportation der dänischen Juden in die Wege leiten soll.
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