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Die Fischer von Eckernförde © izrg

"Die gemeine Verbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen ging über Eckernförde durch die dort ansässigen Fischer Carl S. (Vater) und dessen beide Söhne (...). Die Menge der auf diese Weise von Dänemark nach Deutschland eingeführten Zeitungen und Hetzschriften ist sehr erheblich. Bei der Beschlagnahme des Fischerbootes in Eckernförde fielen allein 3 Zentner Zeitungen in die Hände der Polizei." So heißt es am 16. November 1934 in einem Urteil des "Hanseatischen Oberlandesgerichts" in Hamburg gegen einen Fischer aus Eckernförde. Die Ostseestadt bildet eine wichtige Grenzschleuse des kommunistischen Widerstands. Von hier aus besteht noch auf Jahre eine illegale Seeverbindung nach Sønderborg: Mit ihren Booten schleusen einheimische Fischer aus dem ganzen Reich kommende kommunistische Emigranten nach Dänemark, auf dem Rückweg bringen sie illegale Druckschriften nach Deutschland.

Ein anderes Urteil benennt 1936 die kreativen Tarnungen der "Hetzschriften": "Die Broschüren, deren hochverräterischer Inhalt bekannt ist, trugen die Titel "Romanperlen", "Grimms Märchen", "Luftschutz tut not", "Wie baue ich mir ein Faltboot" und "Vogelzucht". Nach der Enttarnung werden die Akteure vor ordentlichen Gerichten wegen "Hochverrats" angeklagt, allein 1936 und 1937 etwa 80 Personen aus Eckernförde und Umgebung, vor allem Borby. Acht Fischer und 30 weitere Arbeiter und Handwerker werden zu Haft verurteilt und sitzen für ihren Widerstand oder ihre Hilfsbereitschaft in Zuchthäusern, Gefängnissen oder in Konzentrationslagern; drei von ihnen zahlen mit dem Leben.

Auch der örtliche KPD-Funktionär Herrmann Ivers wird 1936 verhaftet. Seine Frau Maria darf ihn heimlich noch einmal in der Gestapo-Haft in Kiel besuchen, weil der Wächter ein alter SPD-Mann ist: "Das Gesicht war dick verschwollen und blau geschlagen. Er konnte kaum sprechen. Dieser grauenvolle Anblick hat mich so sehr erschüttert, zumal ich damals hochschwanger war." Wenige Tage später wird der Sohn geboren und Ivers wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilt. Er stirbt nach medizinischen Versuchen in der Strafanstalt Bremen-Oslershausen. Marie Ivers erhält ein Telegramm: "Hermann Ivers (...) letzte Nacht im Lazarett verstorben. Übernehmen Sie Beerdigung? Wenn ja Antwort binnen 24 Stunden."

Siehe auch:

Tarnbroschüre

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