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Die Selbstbefreiung von Elmshorn © izrg

"Elmshorner! ... Damit nicht noch fünf Minuten nach zwölf unsere schon so schwer mitgenommene Stadt ... weiteren Gefahren ... ausgesetzt sei, ist in Ruhe, Ordnung und Disziplin die Stadt zu übergeben ... Der Übergabeausschuss.", so heißt es auf einem am 3. Mai 1945 in Elmshorn verbreiteten Flugblatt. Autoren sind örtliche Sozialdemokraten und Kommunisten, um die vor kurzem wieder aus dem Konzentrationslager entlassenen Heinrich Hauschildt (SPD) und Peter Hasenberg (KPD). Die Akteure haben sich Waffen beschafft und sind gut vorbereitet. Das ist wichtig, denn obwohl am Tag zuvor Hamburg kampflos übergeben wurde, soll eine neue Verteidigungslinie ausgerechnet Elmshorn einschließen, bereitet die "Wehrmacht"-Führung vor Ort Kampfmaßnahmen vor und amtiert NS-Bürgermeister Dr. Küster immer noch.

Die Lage ist angespannt und unübersichtlich: SS-Angehörige schießen auf weißbeflaggte Häuser, aber am 4. Mai auf dem Kirchturm angebrachte Bettlaken bleiben hängen. Am selben Tag gibt die "Wehrmacht"-Führung vor Ort die militärischen Vorbereitungen auf und erlässt ein Schießverbot. Der "antifaschistische Ordnungsdienst" übernimmt polizeiliche Aufgaben. Bürgermeister Küster aber bleibt uneinsichtig - und im Amt. Am 6. Mai, inzwischen ist die Teilkapitulation auch für Schleswig-Holstein in Kraft, fordert ihn ein "antifaschistischer Gewerkschaftsausschuss" zum Rücktritt auf, "1. weil Sie Nationalsozialist sind ... 3. weil Sie auch jetzt noch ... ohne demokratische Grundlage die Amtsgeschäfte führen wollen ...". Dr. Küster tritt nicht zurück, fordert vielmehr 500 Polizisten an, die indes nicht mehr anrücken. Am 7. Mai setzt ihn schließlich der Ordnungsdienst fest.

Am 10. Mai besetzen britische Soldaten endlich diese Stadt, in der mutige Einzelne die Selbstbefreiung eingeleitet und neue Ordnungsstrukturen gegeben haben. Das imponiert ihnen. Als aber der Elmshorner Ordnungsdienst auch noch den Pinneberger NSDAP-Ortsgruppenleiter verhaftet, den die Briten als ihren Gefangenen begreifen, ist Schluss mit der antifaschistischen Selbstbestimmung: Die neuen Repräsentanten werden abgesetzt, zwei Mitglieder verurteilt man sogar zu mehrjährigen Haftstrafen, wegen "Amtsanmaßung und Waffenbesitzes". Nach Interventionen werden sie erst im Juli 1945 begnadigt. - Es ist nicht leicht in Deutschland im Jahr 1945, den politischen Neubeginn zu gestalten.

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