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"Displaced Persons" © izrg

"In der Nachkriegszeit, dann waren ja die Polen und nachher die Russen, die Herren ... Die haben einfach alles genommen. Und diese Bedrohung war immer da." So erinnert im Jahr 2004 eine nordfriesische Zeitzeugin die von den Alliierten so benannten "Displaced Persons", jene Ausländer also, die sich als ehemalige Zwangsarbeitende, Kriegsgefangene, Verschleppte, KZ-Häftlinge oder Geflüchtete direkt nach Kriegsende in Deutschland befinden. Die Meisten von ihnen erleben den 8. Mai 1945 als Befreiung, manche lassen gegenüber ihren ehemaligen Herren der Wut über erfahrenes Unrecht freien Lauf. Aber die so genannte "DP-Kriminalität" erreicht längst nicht die Ausmaße, die ihr später die kollektive deutsche Erinnerung zuschreiben wird. In sie spielt unbewusst anderes hinein, etwa der unverdaute Wechsel der Rollen, die Projektion aller Nöte auf eine Gruppe oder auch fortwirkende Geringschätzung.

In Schleswig-Holstein handelt es sich um etwa 300.000 entwurzelte Menschen. Aus der Sicht der deutschen Bevölkerung werden sie privilegiert behandelt, was aber allenfalls für die Anfangsphase gelten mag. Zur Bewältigung der Versorgungsprobleme pfercht man die "DPs" zumeist (wieder) in Lager, die alles andere als komfortabel sind. In Einzelfällen lassen die britischen Besatzungsbehörden ganze Dörfer räumen, um vorübergehend Ausländer unterzubringen. Betroffen sind die ostholsteinischen Gemeinden Haffkrug und Sierksdorf sowie die nordfriesischen Dörfer Högel und Ahrenviöl. Hier beginnt jetzt für jeweils einige Monate "die Polenzeit", die Ortschronisten gern als "die schwersten Jahre" oder als "das dunkelste, schmerzhafteste Kapitel" in der Dorfgeschichte fassen.

Entsprechend internationaler Vereinbarungen "repatriieren" die Besatzungsbehörden die "DPs" möglichst schnell. Für viele sowjetische Staatsangehörige folgt mit dem Rücktransport, der manchmal wie in Flensburg im August 1945 erzwungen werden muss, neuer Schrecken, weil die stalinistische Sowjetunion ihren Bürgern, die Gefangenschaft oder Zwangsarbeit im Deutschen Reich überlebt hatten, generell Verrat unterstellt. Auch andere "DPs", vor allem Polen, zögern mit der Heimreise: Ihre ostpolnische Heimat ist in den sowjetischen Herrschaftsbereich integriert, und in Restpolen etabliert sich eine kommunistische Diktatur. Mehr als 100.000 "DPs" leben Ende 1945 noch in Schleswig-Holstein; manche wandern nach Übersee aus, andere bleiben auf Dauer.

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Hochzeit

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