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Halbstarke © izrg

"Halbstarke" - das von Medien und Pädagogen benannte "Jugendproblem" der 1950er Jahre. Ihre Musik - der Rock `n Roll - und ihre Art sich dazu zu bewegen, wirkt für die ältere Generation anrüchig. Meist treten die "Halbstarken" nur gemeinsam in der Öffentlichkeit auf, stören und beschimpfen ihre Mitmensche und prüfgeln sich mit der Polizei. Sie wollen sich nicht länger mit der vorherrschenden Ordnung abfinden, die durch Disziplin, Prüderie, sexuelle Enthaltsamkeit und Sparsamkeit geprägt ist. In der Rockmusik, bestimmter Kleidung und Vorbildern wie James Dean oder Elvis Presley finden sie Ausdrucksformen, die für Freiheit und Unabhängigkeit stehen.

Wie in den meisten Gegenden der Region bleibt auch im Norderstedter Raum die Mehrheit der Jugendlichen unauffällig und angepasst. Selten suchen sie den Konflikt mit den Erwachsenen, Beschimpfungen bleiben aus und auch die "Halbstarkenkrawallen" Ende der 1950er Jahre finden hier nicht statt. Dies alles bleibt meist wenigen Jugendlichen, vor allem in den großen Städten, vorbehalten. Vereinzelte Zwischenfälle richten sich weniger gegen Erwachsene oder die Polizei. Sie sind zumeist harmlos und Ausdruck jugendlichen Übermuts, wie beispielsweise der vermeintliche "Jugendkrawall" in Lübeck 1956. Allerdings nehmen auch die Erwachsenen im ländlichen Schleswig-Holstein das Phänomen "Halbstarke" beunruhigt zur Kenntnis.

Aber auch die eher "angepasste" Jugend wie beispielsweise in Norderstedt bedient sich Ausdrucksformen der amerikanischen Vorbilder, um ihre eigene jugendliche Identität darzustellen. Wesentliches Kennzeichen ist die Haartracht: Die Jungs schmieren sich große Mengen Fett (Brisk) in die Haare, um das Kopfhaar nach hinten zusammenzukämmen und in der Mitte durch einen Kammstrich herunterzuziehen - die so genannte "Ente". Aber auch die "Elvis-Frisur", die den Beinamen "Ringelsocken" trägt, ist hochmodisch. Die Mädchen versuchen sich eher mit der Dauerwelle oder einem Pferdeschwanz. Die Kleidung ist ebenfalls vom amerikanischen Vorbild geprägt - Blue Jeans ("echte Levis") und Lederjacke für die Jungs, Petticoat für die Mädchen.

Vor allem die Rock'n Roll-Musik hat es den Jugendlichen angetan; und auch wenn sie den dazugehörigen Tanz nicht beherrschen, so begeistert die Musik diese Generation meist ihr Leben lang - ganz im Gegensatz zu ihren Eltern, die deutlich weniger Entzücken gegenüber dem neuen Musikstil zeigen.

Dennoch sind diese jugendspezifischen Ausdrucksformen kaum mit dem zu vergleichen, was sich zur selben Zeit in den Städten wie Dortmund, Berlin und Hamburg, vor allem nach Konzerten von Bill Haley abspielt. "Halbstarkenkrawalle" und Massenschlägereien, bei denen ganze Konzerthallen zertrümmert werden, gibt es in Schleswig-Holstein nicht - und damit auch kein "Halbstarken-Problem".

Siehe auch:

Karin Nieswandt
'Schleswig-Holsteinischen Bauernblatts'
Rock 'n' Roll
'Jugendkrawall' in Lübeck

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