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Das Bildungssystem in Schleswig-Holstein und Dänemark © izrg

Der Verlust von Arbeitsplätzen in "alten" Industriezweigen und die Entstehung neuer Arbeitsplätze in der Spitzentechnologie stellen neue Herausforderungen an die Ausbildung der Nachwuchskräfte in der Region.

Dies zeigt sich in Schleswig-Holstein beispielsweise in den Zahlen zum Besuch der verschiedenen Schularten. Weil es immer weniger Arbeitsplätze für Menschen mit geringer Qualifikation gibt, werden die Anforderungen an die Ausbildung von Schul- und Hochschulabsolventen weiter steigen. In den nächsten Jahren werden weniger Schüler die Haupt- und Realschulen besuchen, während der Anteil der Schüler, die eine Hochschulreife anstreben, weiter steigen wird. Auch der Prozentsatz der Studenten an den Fachhochschulen und Universitäten des Landes soll steigen. Bei der Weiterentwicklung der Schulen in Schleswig-Holstein wird ein die verschiedenen Schularten übergreifendes Schulsystem angestrebt.

Das dänische Schulsystem unterscheidet sich grundlegend vom deutschen Schulsystem. Es besteht einheitlich für ganz Dänemark und unterscheidet sich nicht regional wie in Deutschland, wo Bildung Sache der einzelnen Bundesländer ist. In Dänemark besuchen die Schülerinnen und Schüler bis zum Abschluss der 9. Klasse gemeinschaftlich die Schule und verteilen sich nicht wie in Schleswig-Holstein bereits ab der 5. Klasse auf die verschiedenen weiterführenden Schularten. Erst nach Abschluss der 9. Klasse entscheidet sich, ob ein Schüler in die berufsfachliche Ausbildung oder auf ein Gymnasium zur Vorbereitung auf ein Universitätsstudium geht. Die Akademikerquote Dänemarks ist höher als die in Deutschland.

In Dänemark ist es auch möglich, dass Schülerinnen und Schüler ohne den vorherigen Besuch eines Wirtschaftsgymnasiums beziehungsweise eines Gymnasiums ihre Ausbildung an einer "Hochschule" fortsetzen können. Der Abschluss eines dreijährigen berufsfachlichen Ausbildungsgangs im Anschluss an die 9. beziehungsweise freiwillige 10. Schulklasse berechtigt zum Besuch einer dreijährigen kürzeren oder vierjährigen mittleren Hochschulausbildung. Zu den kürzeren Studiengängen gehören zum Beispiel Labortechnik, Marktwirtschaft und Datentechnik. Wer Volksschullehrer, Bibliothekar, Journalist, Krankenschwester oder Kindergartenerzieher werden möchte, muss eine mittlere Hochschulausbildung absolvieren. Diese Hochschulausbildung setzt in der Regel den Besuch eines Gymnasiums voraus. Für die langen fünfjährigen Studiengänge, wie zum Beispiel Geistes-, Gesellschafts- und Naturwissenschaften, Theologie, Wirtschaftswissenschaften, Technik und Medizin, ist das Abitur Voraussetzung. Ein Studium kostet in der Regel nichts. Einige der dreijährigen und vierjährigen Studiengänge in Dänemark bereiten direkt auf einen bestimmten Beruf vor und entsprechen damit eher der Ausbildung an einer deutschen Fachschule.

Seit 2001 gilt in Dänemark eine neue Berufsausbildungsordnung für Auszubildende. Sie ist eine Mischform aus dem dualen Ausbildungssystem in Deutschland und dem mehr auf einer schulischen Ausbildung basierenden Konzept der skandinavischen Staaten. Die neue Form der dänischen Berufsausbildung beinhaltet zwei Phasen: Sie beginnt mit einer vorgeschalteten schulischen Grundausbildung, anschließend folgt die darauf aufbauende duale und spezialisierte Hauptausbildung. Nur der erfolgreiche Abschluss der Grundausbildung berechtigt zur anschließenden Hauptausbildung. Diese berufliche Spezialisierung in einem von 85 verschiedenen Ausbildungsgängen wird dann in den dafür zugelassenen Fachbetrieben und an der Berufsschule gemacht. Sowohl in der schulischen Grundausbildung, die zwischen zehn und 60 Wochen Dauer individuell gestaltbar ist, als auch im schulischen Teil der dualen Hauptausbildung wird großer Wert auf die Vermittlung von Grundlagenwissen und fächerübergreifenden Inhalten gelegt. Durch größere Variationsmöglichkeiten innerhalb der Ausbildung (Modularisierung der Ausbildungsinhalte) sollen die Auszubildenden Berufs- und Studierfähigkeit erwerben.

Nach einer Vergleichsstudie des "Statistischen Bundesamtes" aus dem Jahr 2004 zu den Bildungsausgaben im internationalen Vergleich befinden sich im Jahr 2002 in Dänemark ein höherer Prozentsatz der 15- bis 29-Jährigen in Bildungsmaßnahmen - das heißt in der Schule, in der Berufsausbildung oder im Studium - als in Deutschland. Die Studie verdeutlicht auch, dass Dänemark mit 7,1 % seines Bruttoinlandprodukts (BIP) im Jahr 2001 erheblich mehr in die Bildung seines Nachwuchses und seiner Bürger investiert als die Bundesrepublik Deutschland, die im gleichen Jahr nur 5,3 % des BIP in ihr Bildungssystem investiert. Damit liegt Dänemark in den letzten Jahrzehnten im Vergleich mit anderen Staaten über dem Durchschnitt, Deutschland hingegen unter dem Durchschnitt.

Auf die letzten 35 Jahre betrachtet ist der Bildungsstand der schleswig-holsteinischen Bevölkerung erheblich gestiegen. Die Zahl der Bürgerinnen und Bürger mit Fachhoch- oder Hochschulreife hat sich von etwa 5 % im Jahr 1970 auf 20 % der Bevölkerung im Jahr 2003 vervierfacht. Im gleichen Zeitraum stieg allerdings auch der Anteil der Schulabgänger ohne einen allgemeinen Schulabschluss von 2,9 % im Jahr 1970 über 4,1 % im Jahr 1987 auf 15,3 % im Jahr 2003.

Das schleswig-holsteinische Schulsystem steht vor großen Herausforderungen, da die Anforderungen der modernen Wirtschaft an den Nachwuchs in Zukunft weiter steigen werden. Diese spiegeln sich auch in den Schülerzahlen in den einzelnen Schularten wieder. Über 40 % der Schülerinnen und Schüler eines Geburtsjahrgangs besuchen heutzutage ein Gymnasium oder eine Gesamtschule und streben die Hochschulreife an. Der Trend geht eindeutig zu höherwertigen Schulabschlüssen. In den nächsten Jahren werden weniger Schülerinnen und Schüler die Haupt- und Realschulen besuchen, während der Anteil der Schülerinnen und Schüler, die an den Gymnasien und Gesamtschulen des Landes eine Hochschulreife anstreben, weiter steigen wird.

Die PISA-Studie 2007 zeigt erneut, dass gerade in Deutschland die Bildung von Schülerinnen und Schülern besonders stark von der sozialen Stellung ihrer Eltern abhängt. Kinder aus Migrantenfamilien und sozial schwachen Familien haben deutlich schlechtere Bildungschancen als Kinder aus wohlhabenden Elternhäusern und schaffen den sozialen Aufstieg oftmals nicht. Schleswig-Holstein bildet hier keine Ausnahme.

Siehe auch:

Anzahl an Schülerinnen und Schülern in Schleswig-Holstein
Studierende nach Fächergruppen
Studierende in Schleswig-Holstein
Ausländische Schülerinnen und Schüler in Schleswig-Holstein
Auszubildende in Schleswig-Holstein
Das dänische Schulsystem
Schülerinnen und Schüler auf weiterführende Schulen in Schleswig-Holstein

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