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Entartete Kunst © izrg

Im Juni 1937 beginnen die Nationalsozialisten mit der Entfernung der so genannten "entarteten" Kunst aus deutschen Museen. Etwa 19.500 Werke fallen dieser Aktion zum Opfer. Von dem Maler Emil Nolde werden 1.052 Arbeiten beschlagnahmt. Damit ist er wie kein anderer Künstler von der Beschlagnahmung der Nationalsozialisten betroffen. Den Nationalsozialisten missfallen vor allem Noldes jüdische und orientalische Gestalten aus dem neu- und alttestamentarischen Themenkreis. Diese Figuren werden in der Zeit des "Dritten Reiches" als "Verjudung" der Kunst interpretiert.

In der Wanderausstellung "Entartete Kunst", die im Sommer 1937 in München eröffnet wird, hängen Noldes Bilder im Mittelpunkt. Es handelt sich um insgesamt 48 Werke von Nolde, die, wie er selbst beschreibt, "in schlechtem Licht so schamlos schlecht gestellt und gehängt" sind, "als es möglich war". Ernst Bloch schreibt über die Münchner Wanderausstellung ziemlich treffend: "Möge man leise reden, es ist ein Sterbender im Zimmer. Die sterbende deutsche Kultur, sie hat im Inneren Deutschlands nicht einmal mehr Katakomben zur Verfügung. Nur noch Schreckenskammern, worin sie dem Gespött des Pöbels preisgegeben werden soll, ein Konzentrationslager mit Publikumsbesuch."

Ziel der Ausstellung ist es, dem deutschen Publikum durch Verspottung zu zeigen, welche Art von Kunst die Nationalsozialisten für inakzeptabel halten. Allein während der vier Monate, in denen in München "entartete" Kunst gezeigt wird, besuchen etwa zwei Millionen Menschen die Ausstellung. In den folgenden drei Jahren reist die Münchner Wanderausstellung durch Deutschland und Österreich und macht unter anderem in Berlin, Düsseldorf, Salzburg, Hamburg, Wien und Frankfurt Halt und wird so von einer weiteren Million Besucher gesehen. Nie zuvor hat eine Ausstellung der modernen Kunst so viele Menschen angezogen.

Der große Erfolg lässt sich vermutlich damit erklären, dass die Ausstellung "Entartete Kunst" auf ein breites Publikum abzielte. Die Nationalsozialisten wandten sich mit "Entartete Kunst" an das deutsche Volk, von dem die Mehrheit die Werke der modernen Kunst ohnehin als unverständlich empfand. Das bedeutet, dass die Nationalsozialisten mit der Münchner Ausstellung beim deutschen Volk bereits vorhandene Ablehnungen gegen die moderne Kunst gezielt geschürt haben.

Der Maler Emil Nolde selbst besucht die Ausstellung in München nicht. Er erhält lediglich von Freunden Nachricht, die ihm von der Wanderausstellung berichten. Nolde versteht die Welt nicht mehr. Seiner Meinung nach, handelt es sich bei der Organisation der Ausstellung um "niedrige Handlungsweise", er kann es kaum fassen, "daß manche Künstler sich zur Mithilfe bewegen ließen".

Auch Luise Rinser, eine Bewunderin Noldes, beschreibt dem Maler in einem Brief ihren Besuch der Ausstellung: "Sie wissen sicher, welche Ihrer Bilder dort hängen: 24 Ölbilder, dazu der neunteilige Altar und die Radierungen und Holzschnitte. ... Aber wie sind sie aufgehängt! Es sind nur wenige Räume, schlecht belichtet. Die Wände sind von oben bis unten vollgehängt, Bild an Bild. ... Ach, Ihr Abendmahl! Ich hatte es nie zuvor in Farben gesehen. Ich stand davor und zitterte und mitten unter all den Menschen und Aufsehern liefen mir die Tränen über das Gesicht. .... Das Bild hing ganz schief an der Wand. Ich ging hin und versuchte, es gerade zu hängen. Ich wollte ihm etwas Liebes tun. Alle Menschen sahen mich ganz dumm an. Mir aber waren die Hände ganz bange, als ich das Bild berührte. - Sonst konnte ich ja nichts für das Bild und für Sie tun."

Siehe auch:

Selbstbiografie
Die Bildende Kunst Ernst Barlachs
Flugblatt "Entartete Kunst"
"Entartete Kunst"

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