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Bademoden © izrg

Ohne Seebad keine Bademode. Zur Herausbildung einer Bade-"Mode" bedarf es nicht nur überhaupt der Gründung von Seebädern in Deutschland, sondern auch, dass sich ein entsprechendes Publikum zusammenfindet, das die Regeln, wie "man" sich angemessen zum Bade zu kleiden hat, verabreden kann. An deutschen Badestränden ist deshalb erst im Laufe der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einer Bademode mit verbindlichen Vorstellungen von dem "wie" zu sprechen. Aufschluss darüber, was erlaubt ist, geben bereits einschlägige Modezeitschriften. Die Kleidernormen für den Sprung ins Wasser sind dabei durchaus rigide: so muss wenigstens die Beine vollständig bedeckt sein, nackte Arme gelten bereits als sehr gewagt und abträglich für den Ruf. Dabei haben bereits in der Frühzeit des Badens Mediziner darauf hingewiesen, dass Badekleidung dem gesundheitlichen Effekt eher schädlich sei.

Um öffentlichen Anstoß zu vermeiden, muss bis zum Ende des Kaiserreichs am besten vermieden werden, bloßes Bein zu zeigen. Erst in den letzten Jahren vor dem Ersten Weltkrieg beginnen die Vorgaben langsam aufzuweichen. Der Zusammenbruch des wilhelminischen Deutschlands 1918/19 setzt auch in dem Bereich der Bademode eine starke Dynamik in Gang – "Kniefrei" ist nun kein Problem mehr, auf Modeschauen in Berlin tauchten Badeanzüge auf, die an Freizügigkeit nur wenig zu wünschen lassen. Ein Foto des Reichspräsidenten in ordinären Badehosen ist jedoch nach wie vor ein Skandal, wenn auch vor allem ein inszenierter.

Die Rasanz in der Bademoden-Entwicklung der 1920er Jahre verdeutlicht, wie stark der gesellschaftliche Modernisierungsdruck bis dato angestiegen war, der sich nun Bahn bricht. Wenig unterstreicht dabei die Zerrissenheit der Gesellschaft und die Hilflosigkeit auf Seiten der Obrigkeit mehr als der "Zwickel-Erlass" vom Sommer 1932, mit dem die Behörden versuchen, konservative Sittenvorstellungen ein letztes Mal verbindlich zu machen. Nacktbaden ist nun verboten und die Badekleidung soll fortan quasi mit dem Zentimetermaß kontrollierbar sein. Aber auch diese Vorgaben lassen sich nur teilweise durchsetzen. Der Trend geht zum "weniger".

Nach der in modischer Hinsicht eher stagnierenden Entwicklung im "Dritten Reich" ist es zunächst der Einteiler – in den 1960er Jahren auch gerne eng tailliert und trägerlos – , der die Mode an den schleswig-holsteinischen Stränden dominiert, bevor der Bikini seinen Siegeszug auch hier antritt.

Siehe auch:

Nacktbaden/FKK
Ein Skandal
Das "Badebild" Friedrich Eberts - eine politische Kampagne um eine Badehose
Werbeaufnahme
Bademode 1867
Nacktbaden
Werbeplakat 1934
Mode als zotiger Herrenwitz.
Büsum
Zwickelerlass

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