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Lebensraum Wattenmeer © izrg

Das Wattenmeer ist neben den Alpen der größte zusammenhängende und noch weitgehend ursprüngliche Naturraum in Europa. Es umfasst ein Gebiet von etwa 8.000 Quadratkilometer und erstreckt sich auf einer Länge von über 500 km an der Nordseeküste von Esbjerg in Dänemark bis Den Helder in den Niederlanden. Das Wattenmeer ist ein relativ junges Ökosystem, dass sich erst infolge der letzten Eiszeit und des steigenden Meeresspiegels vor etwa 4.000 Jahren gebildet hat.

Damit ein Wattenmeer entstehen kann, sind ganz besondere Bedingungen notwendig: Wattenmeere entstehen in gemäßigten Breiten überall dort, wo das Meer sanft abfallende Flächen im Rhythmus der Gezeiten überflutet. Ein Watt kann sich nur bilden, wenn ausreichend feine Sedimente im Wasser vorhanden sind. Diese müssen von Flüssen ins Meer gespült werden. Die Küstenströmung verteilt das feine Material dann, so dass es sich langsam ablagern kann. Dabei darf die Strömung nicht zu stark sein, das es sonst nicht zu Ablagerungen (Sedimentation) kommt. Die Zusammensetzung des Watts ist nicht überall gleich: Je nach Strömungsgeschwindigkeit lagern sich unterschiedlich schwere Sedimente ab. Die feinen Teilchen sinken in ruhigen und geschützten Bereichen zu Boden und bilden das Schlickwatt. Wo die Strömung stärker ist, können sich nur die schwereren, gröberen Materialien absetzen. Hier entstehen das feste Mischwatt und das Sandwatt. An vielen Küsten auf der Erde gibt es Wattenmeere, die aber wesentlich kleiner sind. Das Wattenmeer an der Nordseeküste besteht aus unterschiedlichen Zonen, die jeweils von spezialisierten Pflanzen und Tieren besiedelt werden. Im schleswig-holsteinischen Wattenmeer sind dies der Bereich des offenen Meeres und der Priele, das Watt, die Dünenlandschaft und die Salzwiesen.

Als Lebensraum für Millionen von Tieren und Pflanzen ist das Wattenmeer von hoher ökologischer Bedeutung. Mehr als 3.200 verschiedene Tierarten leben im schleswig-holsteinischen Wattenmeer; 250 von ihnen kommen nur hier vor. Viele Tiere und Pflanzen sind höchst spezialisiert. Der Lebensraum Wattenmeer fordert von ihnen eine hohe Anpassungsfähigkeit: So müssen sie den ständigen Wechsel von Wasser und Luft, hohe Temperaturunterschiede, Sauerstoffarmut und das Salz ertragen. Nur "wenige" Arten sind dazu in der Lage, aber diese kommen dann in hoher Zahl vor. Gräbt man im Watt, so finden sich auf einem Quadratmeter bis zu zwei Millionen Organismen. Viele von ihnen sind nur unter dem Mikroskop zu erkennen. Es wimmelt von hunderttausenden von Kleintieren wie Schnecken, Würmern, Muscheln und Krebsen. Diese ungeheure Menge an Lebewesen kann nur unter den speziellen amphibischen Bedingungen eines Wattenmeeres existieren. Im kontinuierlichen Rhythmus der Gezeiten überspült die Nordsee die Wattflächen und trägt dabei ständig neue Nährstoffe (wie Mineralien und Plankton) in das so genannte "Importökosystem Watt". Diese sinken langsam zu Boden, wo sie sich ablagern und als Nahrung für Kleintiere dienen, von denen sich wiederum auch Fische und Vögel ernähren. Der Lebensraum Wattenmeer dient Tierarten wie den Garnelen, den Schollen und den Heringen als "Kinderstube". Den Jungtieren bietet das flache Wattenmeer ausreichend Schutz vor größeren Fischen und gleichzeitig finden sie Nahrung im Überfluss. Im erwachsenen Alter ziehen sie in der offenen Nordsee und kommen nur zum Laichen in die Flachwassergebiete. Zahlreiche Fischarten leben nur saisonal im Wattenmeer. Sie nutzen die günstigen Bedingungen während der Sommermonate und ziehen sich im Winter in die tiefere Nordsee zurück.

Zweimal im Jahr nutzen Millionen von Zugvögeln das Wattenmeer - zum Beispiel die Insel Trischen - als Rastplatz auf dem Weg in ihre Winter- und Sommerquartiere. Nur hier ist der "Speiseplan" so gut gefüllt, dass die Vögel sich innerhalb weniger Wochen die notwendigen Fettreserven für ihren Langstreckenflug anfressen können.

Siehe auch:

Salzwiese
Strandflieder
Ein Seehund
Ein Priel
Seegatt
"Wattwurm"
Priel
Ein Austernfischer
Sedimentation (Sedimentablagerung)
Gezeiten

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