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Eidersperrwerk © izrg

Die Eider ist mit einer Länge von rund 200 Kilometern und einem Einzugsbereich von 3.250 Quadratkilometern der größte Fluss Schleswig-Holsteins. Schon im 15. Jahrhundert lassen die Gottorfer Herzöge einen Teil der Untereider eindeichen. Doch nun fehlen dem Fluss die natürlichen Überflutungsflächen. Bei Flut dringt das Nordseewasser – die Eider ist ein so genannter Tidefluss – immer tiefer ins Landesinnere vor. So steigt zwischen 1780 und 1830 der Tidehub in Rendsburg von 0,75 m auf 1,80 m. Um die Gefahr von Überflutungen im Binnenland zu verringern, wird 1936 bei Nordfeld eine Abdämmung errichtet, die den Pegelstand der Eider regulieren soll. Aber schon nach kurzer Zeit stellt sich heraus, dass sich die Strömungsgeschwindigkeit der Eider geändert hat. Der Fluss trägt jetzt bei Flut mehr Material hinein, als er bei Ebbe wieder abführt: Der untere Abschnitt der Eider droht zu versanden.

Auch als Reaktion auf die Folgen der Sturmflut von 1962 beginnen 1967, nach zehnjähriger Planungsphase, die Arbeiten am Eider-Sperrwerk. Das Konzept sieht vor, die Mündung des Flusses auf einer Breite von 4,8 km abzuriegeln und starke Tideschwankungen durch ein Siel zu regulieren. Das Sperrwerk soll die Eiderniederung wirksamer gegen Überschwemmungen schützen, die Entwässerung verbessern und eine drohende Versandung der Eider verhindern. Gleichzeitig verkürzt sich durch die mündungsnahe Abdämmung die Deichlinie von bisher 60 km auf nur noch 5 km.

Am 29. März 1967 legt Ministerpräsident Helmut Lemke den Grundstein zum Sperrwerk. Vorab wird mitten in der Eidermündung eine künstliche, von einem Ringwall geschützte Insel aufgespült. Um an dieser Stelle überhaupt bauen zu können, bedarf es zunächst eines tragfähiges Fundaments: Dazu treiben die Arbeiter über 600 Pfähle aus Stahl und Beton mehr als 20 m tief in den Untergrund. Sie sollen später das Bauwerk tragen und Kräfte, die auf das Bauwerk wirken, in den Untergrund ablenken. Dann beginnen die Arbeiten an der 75 m langen und 14 m breiten Schleuse sowie an dem 200 m breiten Siel. Schiffe liefern die zehn je 40 m breiten und je 250 t schweren Sielverschlüsse an, die Arbeiter vor Ort verschweißen. Sie heben und senken sich über eine Ölhydraulik und sollen später den natürlichen Wasserzu- und -abfluss regeln. Fünf 42 m lange Wehrträger, durch die ein 236 m langer zweispuriger Autotunnel verläuft, überspannen die Konstruktion. Zeitgleich mit den Arbeiten auf der Bauinsel beginnen die Arbeiten am 3,2 km langen und 8,5 m hohen Eiderdamm-Nord, der das Katinger-Watt von der Nordsee trennt und dabei Eiderstedt mit dem Sperrwerk verbindet. Schwierig gestaltet sich der Bau des 1,2 km langen südlichen Abschnitts zwischen dem Siel und dem nördlichen Dithmarschen. Dort muss der „Purrenstrom“, der 600 m breite Hauptstrom der Eider, abgeriegelt werden, was auf Grund der starken Strömung nur mit großem Aufwand gelingt. Nach sechsjähriger Bauzeit und Investitionskosten in Höhe von 171,5 Millionen DM nimmt das Sperrwerk 1973 unter Leitung des Wasser- und Schifffahrtsamts in Tönning den Betrieb auf.

Je nachdem wie es Wetter- und Wasserlage erfordern, regelt der Leitstand des Eider-Sperrwerks den Wasserstand der Eider. Im Normalbetrieb öffnen die Sieltore soweit, dass innerhalb von sechs Stunden bis zu 50 Millionen Kubikmeter Wasser ein- und ablaufen können, wobei die Eider einen Mindestwasserstand behält. In regelmäßigen Abständen wird auf „Spülbetrieb“ geschaltet: Dann öffnen die Sieltore bei Ebbe zeitlich verzögert so weit, dass das in die Nordsee zurückströmende Flusswasser auf Grund seiner höheren Geschwindigkeit einen Großteil der Sandablagerungen in der Eider mit sich reist. Um die Küste und das Hinterland zu schützen, sind bei Sturmflut die Sieltore geschlossen und öffnen erst nach dem Abklingen des Nordseehochwassers wieder. Im Falle eines Flusshochwassers auf Grund hoher Niederschläge heben sich die Tore im sogenannten „Sielbetrieb“ antizyklisch so, dass bei Ebbe Wasser abfließen kann, aber bei Flut kein Wasser hineinfließt, bis das zusätzliche Oberflächenwasser abgeflossen ist und der Fluss wieder seinen normalen Wasserstand erreicht hat.

Siehe auch:

Mündung der Eider
Blick auf das Eidersperrwerk
Aufbau und Funktion des Siels
Die Eider
Sturmflut 1962
Das Eidersperrwerk von der dithmarscher Seite
Das Eidersperrwerk

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