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Kriegsende © izrg

Ein massiver Anstieg der Gewalt bestimmt die letzten Monate der NS-Herrschaft, die im Mai 1945 auf schleswig-holsteinischem Boden endet - das Ende des "Zweiten Weltkriegs"

Mit der Landung der Westalliierten in der Normandie im Sommer 1944 und der Zerschlagung der "Heeresgruppe Mitte" durch die "Rote Armee" war der "Zweite Weltkrieg" militärisch entschieden Es entstand eine Ost-West-Zangenbewegung, die sich zuletzt im Norden schloss. Die Tragödie der Flucht aus den deutschen Ostgebieten begann. Angetrieben von Adolf Hitlers Durchhalte- und Zerstörungsbefehlen und oft befehligt von Akteuren, die meinten, nichts mehr zu verlieren zu haben, kämpfte die deutsche "Wehrmacht" weiter; unter "restloser Ausschöpfung des gesamten Kriegspotentials" wie ein Führerbefehl vom 15. April 1945 verlangte. Nach Hitlers Selbstmord am 30. April 1945 setzte der von ihm zum Nachfolger ernannte Großadmiral Dönitz auf Zeitgewinn: Zunächst durch militärische Verteidigung - reguläre Truppen, in der Provinz befindliche versprengte Einheiten und der "Volkssturm" sollten die letzten Kämpfe schlagen - und später durch Teilkapitulationen versuchte er, ein Zeitfenster für Evakuierungsmaßnahmen vor der "Roten Armee" zu gewinnen.

So waren die Rahmenbedingungen für einen verlustreichen "Endkampf" im Norden geschaffen. Die alliierten Truppen mussten davon ausgehen, dass Schleswig-Holstein erbittert verteidigt werde. Nicht zuletzt deshalb intensivierten sie noch einmal ihre Luftangriffe, die noch zahlreiche Opfer kosteten. Dönitz saß mit weiteren Mitgliedern der Reichsregierung seit dem 22. April 1945 im Bereich Plön/ Eutin, ab dem 2. Mai in Flensburg. Die Briten lagen vor Lauenburg auf der südlichen Elbseite und warteten vergeblich auf Signale für eine kampflose Übergabe durch die Deutschen. Im Angesicht des schnellen Vormarsches der "Roten Armee" führten sie aus strategischen Gründen, nämlich um selbst einen Ostseezugang zu erlangen, am 29. April 1945 den verlustreichen Kampf um Lauenburg: Aufgrund der militärisch völlig sinnlosen, aber erbitterten Gegenwehr des letzten deutschen Aufgebotes starben mehr als 1.000 Menschen, britische und deutsche Soldaten sowie Zivilisten.

Abgesehen von den letzten Luftangriffen, verlief die eigentliche Besetzung Schleswig-Holsteins im Vergleich relativ verlustarm. Lübeck, Oldesloe und andere Städte ergaben sich am 2. Mai kampflos, Kiel erklärte sich am 3. Mai zur "offenen Stadt", Flensburg am 4. Mai. Auch Neumünster, Oldenburg und Plön wurden "offene Städte", in Rendsburg verzichteten die Verteidiger auf die strategische Sprengung der beiden Kanalbrücken. Andernorts obsiegten die Durchhaltekräfte, gab es vereinzelte militärische Gefechte mit britischen Truppen oder hielten sich NS-Würdenträger zunächst im Amt.

Nach einer Teilkapitulation der deutschen Wehrmacht in Nordwestdeutschland, den Niederlanden und Dänemark am 5. Mai, unterzeichnete Generaloberst Alfred Jodl am 7. Mai im Hauptquartier des westalliierten Oberbefehlshaber Dwight Eisenhower in Reims die bedingungslose Gesamtkapitulation, in den ersten Minuten des 9. Mai wiederholte Generalfeldmarschall Wilhelm Keitel die Prozedur gegenüber der "Roten Armee" in Berlin-Karlshorst. Am 8. Mai 1945 um 23 Uhr Sommerzeit war der Krieg auf europäischem Boden beendet.

Die "Reichsregierung Dönitz" "arbeitete" dennoch bis zum 23. Mai 1945 in "Sondergebiet" Flensburg-Mürwik, einem zwei mal sieben Kilometer langen Streifen entlang der Flensburger Förde, weiter und befasste sich bis zu ihrer medienträchtigen Verhaftung mit irrealen Zukunftsentwürfen und Debatten. NS-Spitzenvertreter, wie Heinrich Himmler, Alfred Rosenberg, Erich Koch oder Rudolf Höß, ganze Gestapo-Dienststellen und zahlreiche weitere NS-Funktionäre nutzten die Zeit, um sich bei Marine und Polizei mit Hilfe falscher "Wehrmacht"-Kennkarten neue Identitäten zu besorgen, die zur Flucht verhalfen. Erst am 5. Juni 1945 vollzog sich mit der Übernahme aller Gewalt durch die vier Alliierten formal das staatliche Ende des "Dritten Reichs".

Die letzten Monate der NS-Herrschaft in "Gau" und Provinz Schleswig-Holstein waren noch einmal mit einem massivem Anstieg der Gewalt verbunden - in Lagern, auf "Todesmärschen", durch Massenexekutionen, durch Verschärfung des Strafrechts und der Gegnerverfolgung wie die "Aktion Gewitter", mit eigenmächtigen Strafaktionen von NS-Funktionären und Militärjustiz gegen "fahnenflüchtige" Soldaten - sogar über die Kapitulation hinaus: Gewalttätig wie chaotisch ging das "Dritte Reich" unter. Dabei waren Sorgen vor einer Auflösung von Herrschaftsstrukturen und "Volksgemeinschaft" kaum berechtigt. Denn, obwohl Stimmungsberichte vereinzelt auf gespannte oder pessimistische Stimmungslagen hinwiesen, stand im "totalen Krieg" weiterhin die große Mehrheit der Bevölkerung zu ihrem "Führer". Abweichen und Widerstand blieben auch in der Endphase der NS-Herrschaft eine seltene Ausnahme.

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Krieg und Besatzung
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