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Migration © izrg

Migration: eine weltweite Erscheinung, die sich auch in der Region Süddänemark und Schleswig-Holstein ausprägt.

Nach Schätzungen leben derzeit weltweit um die 175 Millionen Menschen nicht in ihrer ursprünglichen Herkunftsregion oder befinden sich auf Wanderung – dies entspräche drei Prozent der Weltbevölkerung. Migration – also Wanderungsbewegungen von Einzelnen und Gruppen im geographischen Raum – ist eine globale Erscheinung, die sich auch in der Region Süddänemark und Schleswig-Holstein ausprägt.

Migration ist kein modernes Phänomen. In der Geschichte verließen Menschen immer wieder ihre ursprüngliche „Heimat“, um ihren Lebensmittelpunkt an einen anderen Ort zu verlegen; manche nur für einen überschaubaren Zeitpunkt, andere für den Rest ihres Lebens. Während manche Migrantinnen und Migranten innerhalb eines staatlichen Gebiets umzogen (so genannte „Binnenmigration“), verließen anderen ihren Staat und ihren Kulturkreis, um sich in einem anderen Land niederzulassen („Transnationale Migration“). Die Gründe und Begleitumstände für diese schwerwiegende Entscheidung konnten und können ganz unterschiedlicher Natur sein und sich auch gegenseitig bedingen: Die Flucht vor Krieg, Vertreibung oder Unterdrückung, der Wunsch nach Familienzusammenführung, die Hoffnung, in der „neuen Heimat“ Arbeit, bessere Lebensbedingungen oder größeren Wohlstand zu finden.

Im 19. Jahrhundert prägte die Übersee-Auswanderung ganz Europa: Mehr als 50 Millionen Europäer, unter ihnen viele Dänen und Schleswig-Holsteiner, verließen zwischen 1815 und 1945 aus wirtschaftlichen und politischen Gründen ihren Kontinent; die meisten zog es in die Vereinigten Staaten. Doch es kamen auch zahlreiche Menschen, vor allem aus Polen und der Ukraine, nach Mitteleuropa, um als „ausländische Wanderarbeiter“ in der expandierenden Industrie aber auch in der Landwirtschaft zu arbeiten, denn die „heimischen“ Arbeitskräfte konnten den Bedarf nicht decken.

Zwangswanderungen bestimmten die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. In Folge der beiden Weltkriege mussten Millionen Menschen ihre Heimat verlassen, um Verfolgung und Krieg zu entgehen, Millionen wurden zwangsweise deportiert. Die nationalsozialistischen Machthaber zwangen einen Großteil der jüdische Bevölkerung Schleswig-Holsteins zur Emigration. Eine viertel Million ausländischer Arbeiterinnen und Arbeiter leisteten in Schleswig-Holstein zum großen Teil Zwangsarbeit. Nach Kriegsende kamen fast 1,5 Millionen „Flüchtlinge“ und „Vertriebene“[mehr] aus östlichen Gebieten in die Region. Hinter diesen schwer fassbaren Zahlen stehen Millionen Einzelschicksale: Menschen, die verfolgt, aus ihrer Heimat vertrieben oder verschleppt wurden und – wenn sie überlebten – meist mit wenig mehr als einem Koffer bei sich in der Fremde ankamen. Die Migration erlebten viele von ihnen als traumatischen Verlust von Sicherheit, ihrer Heimat, ihrer Kultur, ihrer sozialen Bindungen, ihrer Identität.

Doch auch für mehr oder weniger „freiwillige“ Migrantinnen und Migranten bedeutet der Verlust der ursprünglichen und das Leben in einer zunächst fremden Umgebung eine nicht zu unterschätzende Belastung. In den meisten Fällen müssen sie sich in einer anderen Kultur, in einer fremden Sprache zurechtfinden, in einer Gesellschaft, die ihnen in der Regel mit Vorbehalten und der Forderung nach kultureller Anpassung begegnet. Die Integration von Migrantinnen und Migranten ist eine Herausforderung für jede Gesellschaft, doch sie bedarf des gegenseitigen Bemühens.

Erst seit den 1960er Jahren überwog in Europa der Zuzug von ausländischen Migrantinnen und Migranten die Auswanderung. Vor allem die moderne Arbeitsmigration in Form der so genannten „Gastarbeiter“, besonders aus der Türkei, prägte die 1960er und 1970er Jahre. Da entgegen den ursprünglichen politischen Planungen viele „Gastarbeiter“ langfristig in der Region blieben und ihre Familien nachholten, waren Dänemark und Deutschland im Laufe der 70er Jahre unmerklich Einwanderungsländer geworden, auch wenn viele „Einheimische“ sich noch weigerten und weigern, diese Realität anzuerkennen.

Die Zuzugsstaaten versuchen mehr oder weniger intensiv die Immigration zu steuern. Die Debatten, wie diese Steuerung aussehen kann, provozieren in den Zuzugsregionen (partei)politische und öffentliche Auseinandersetzungen, die oft unsachlich verlaufen. Mediale Aufbereitung von fragwürdigen Statistiken und Berichten liefern teilweise ein verzerrtes Bild von der Realität. Beispielsweise bilden Asylsuchende und Flüchtlinge im Sinne der „Genfer Flüchtlingskonventionen“ den kleineren Teil der Migrantinnen und Migranten in Europa. Weit bedeutsamer sind die Phänomene Arbeitsmigrantion – oft von gesellschaftlichen Eliten –, Familiennachzug und traditionell bevorzugt behandelte Migrationsbeziehungen, wie es beispielsweise in Deutschland auf die Aussiedler zutrifft.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Migrationen
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