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Theater © izrg

Theater im 20. Jahrhundert: Kieler Reformbühne, "Grenzlandtheater" Flensburg, dänisches und niederdeutsches Theater und dezentrale Landesbühne.

Die Bühnengeschichte in der Region im 20. Jahrhunderts ist vielseitig und wechselhaft. Eine besondere Rolle in der Theaterlandschaft spielte die Grenzstadt Flensburg. Das Theaterleben hier spiegelt die Lage der Grenzregion: Neben dem deutschen Mehrspartentheater und der "Niederdeutschen Bühne Flensburg" hatte auch die dänische Minderheit nach der "Grenzabstimmung" 1920 eine Möglichkeit gefunden, ihre kulturellen Wünsche auszuleben. Nach der preußischen Annexion 1867 waren Gastspiele dänischer Bühnen auf kleinliche polizeiliche Beschränkungen gestoßen. Zwar widersprach das preußische Oberverwaltungsgericht im Jahr 1894 solchen Einschränkungen, aber die lokalen Behörden kümmerten sich nicht darum. Bis zum Abstimmungsjahr 1920 blieben dänische Aufführungen kaum möglich. In den 1920er Jahren "erkämpfte" sich die dänische Minderheit mehrere feste Termine im Jahr für dänische Theateraufführungen im Stadttheater Flensburg. Ab 1926 gastieren dänische Bühnen und Tourneetheater regelmäßig, auch das Königliche Theater aus Kopenhagen. Einzelne Vorführungen durfte auch in der NS-Zeit stattfinden [mehr], wenn die Veranstalter sich an Auflagen hielten: Die Themen der Stücke mussten für das Grenzland geeignet sein. Seit 1948 treten das Königliche Theater sowie die Bühnen aus Odense, Århus und Ålborg regelmäßig in Flensburg auf. Und 1966 begann das Laienspiel in "Det lille Theater". Theater war und ist ein wesentlicher Bestandteil der Kulturarbeit der dänischen Minderheit in Schleswig-Holstein.

Die deutsche Mehrspartenbühne bezog ihr Haus 1894. Bis sie 1934 Städtisches Theater wird, sind die jeweiligen Direktoren auch Unternehmer: Sie haften für den wirtschaftlichen Erfolg. Von 1913 bis 1934 wirkt Direktor Ernst Bornstedt und prägt eine künstlerische Ära. Die nationalsozialistische "Gleichschaltung" verlief hier zeitversetzt: Erst mit Bornstedts Ruhestand wandelte sich das Theater. Die Nationalsozialisten hatten erkannt, dass die Grenzstadt Flensburg mit ihrem "Grenzlandtheater" eine besondere Aufgabe erfüllen konnte. Das Grenzlandtheater sollte als "Kulturschaufenster" des "Dritten Reiches" nach Skandinavien dienen und die Gemeinsamkeit des deutschen und des dänischen Volkes im "Nordischen" verbreiten. Diese Aufgabe zeigte sich deutlich im Bühnenprogramm. Doch dieses "rechte Theater" kam bei Publikum nicht so gut an, wie es sich die Nationalsozialisten erhofft hatten. Die Menschen sehnten sich vor allem während des "Zweiten Weltkrieges" nach Ablenkung und seichter Unterhaltung und nicht nach ideologisch aufgeladenen Theaterstücken.

In Kiel reinigte der neue Intendant Ernst Martin den Spielplan schon im Herbst 1932, vor der nationalsozialistischen Machtübernahme: Was er für "unvölkisch", "undeutsch", kommunistisch oder jüdisch hält, strich er. Nach der Machtübernahme mussten im Zuge der "Gleichschaltung" 1933 "nichtarische" und nicht "linientreue" Künstler das Theater verlassen. Und im April 1933 führte das Kieler Theater das NS-Schauspiel "Schlageter" auf. - Ein bitterer Abstieg, denn in Kiel hatte es - neben der "Volksbühne" - vor allem in den 1920er Jahren auf den zwei Bühnen am Rathaus und in der Holtenauer Straße künstlerisch anspruchsvolles, modernes Theater gegeben, das im ganzen Reich Beachtung fand. Junge, aufstrebende Künstler wie der Dramaturg Carl Zuckmeyer und die Schauspieler Gustaf Gründgens, Hans Söhnker und Ernst Busch - sie alle sollten später Theatergrößen werden - experimentierten am Kieler Theater.

Unmittelbar nach dem "Zweiten Weltkrieg" entstanden viele private Bühnen, die jedoch fast alle nach der Währungsreform den Betrieb einstellten mussten. 1950 verblieben in Schleswig-Holstein als öffentliche Theater die Mehrspartenbühnen in Lübeck, Kiel und Flensburg, die "Morgensternbühne" in Ostholstein sowie die Theater in Rendsburg und Schleswig. Nachdem 1961 der Höchststand an Besuchern erreicht war, sanken die Zahlen auf Grund der zunehmenden Verbreitung des Fernsehens. Kostengründe führten deshalb 1973 zur Konzentration: Die neu gegründete "Schleswig-Holsteinischen Landestheater und Sinfonieorchester GmbH" fasste die Bühnen von Flensburg, Schleswig und Rendsburg zusammen. Träger waren und sind zahlreiche Städte und Kreise, Aufführungen finden an 30 Orten statt.

Die neue Struktur der Bühnenlandschaft mit den Theatern in Lübeck und Kiel sowie der Landesbühne bewährte sich. Die drei Theaterunternehmen zusammen brachten Anfang der 1990er Jahre 750.000 Besucherinnen und Besucher pro Spielzeit in ihre Häuser. Zahlreiche Amateurbühnen sowie immerhin zehn private Theater mit professionellem Ensemble und eigener Bühne oder festem Tourneeplan bereichern das Theaterleben, wie auch zahlreiche, teilweise überregional bedeutende Festspiele und Festivals. Auch das plattdeutsche Theater mit den Hauptzielen der Bewahrung und Pflege der plattdeutschen Sprache nimmt weiterhin einen großen Stellenwert ein.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Kunst und Kultur
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