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Architektur © izrg

Schlaglichter auf die Baukunst im 19. und 20. Jahrhundert: Heimatschutzarchitektur, nationalsozialistische Gemeinschaftsarchitektur und moderne Architektur.

Durch die Einflüsse der Industrialisierung und Urbanisierung entwickelte sich Ende des 19. Jahrhunderts eine rege Bautätigkeit in den Städten der Region. Das Interesse der Architekten und Bauingenieure verlagerte sich vom Bau traditioneller Prachtbauten, wie Kirchen, Residenzen und Palästen, auf öffentliche Verwaltungsbauten und Wohnhäuser. Die Einheitlichkeit der städtebaulichen Entwicklung ging dabei verloren, es kam zu einer Veränderung des Straßen- und Stadtbildes: In dieser Gründerzeit entstand ein Baustil, der sich aus verschiedenen Baustilen zusammensetzte und kaum Bezug auf regionale Bautraditionen nahm. Die Vorderseite der Gebäude (Fassade) stand im Vordergrund, sie war oft reich geschmückt, mutete teilweise überladen an. Maßstäblichkeit und Einpassung in das Straßenbild standen nicht mehr im Vordergrund, die Gebäude waren oft höher und größer gebaut als die bestehenden Nachbarhäuser.

Um die Jahrhundertwende entstand zu diesen Entwicklungen in der Architektur die "Heimatschutzarchitektur" als Bestandteil der kulturkritischen "Heimatschutzbewegung"; eine "Gegenbewegung", die sich vor allem gegen das Verschwinden des Regionalen in Literatur, Kunst und eben Architektur wandte; in Dänemark nannte sich diese Bewegung "bedre byggeskik" ("bessere Baukultur"). Die "Heimatschutzarchitektur" verband barocke und klassizistische Elemente mit den Formen und dem Material der Region: dem Backstein. Der neue Baustil fand weder bei allen Architekten und Handwerken, noch bei der Verwaltung und den privaten Bauherren sofortigen Anklang. Diese hatten die Bauten der Gründerzeit als zeitgemäß und schön empfunden. Mit den Jahren setzte sich aber die "Heimatschutzarchitektur" zunehmend durch, sowohl bei Privatbauten, als auch vor allem bei öffentlichen Bauten: Behörden, Schulen [mehr] und Kirchen wurden in diesem Stil errichtet. Diese Gebäude sind nicht nur im Stil der "Heimatschutzarchitektur" erbaut, sondern hatten zu ihren eigentlichen Funktionen - die sehr häufig von außen nicht zu erkennen waren - auch eine repräsentative Aufgabe: Sie sollten gerade im Grenzgebiet zu Dänemark als Symbol der Stärke des Preußischen Staates dienen und ihm als "Wehr- und Lehrstand" dienen. Mit dem Ausbruch des "Ersten Weltkriegs" kam das Bauwesen fast zum Erliegen, anschließend nahm die "Heimatschutzarchitektur" mit einigen Veränderungen ihre vorherrschende Stellung bis etwa 1930 wieder ein.

Zwischen 1920 und 1930 bauten Architekten auch, wenn auch nur vereinzelt, Gebäude in einem "klassisch modernen" Architekturstil, wie das Beispiel des Kieler Arbeitsamts am Wilhelmsplatz zeigt. Weitere Beispiele sind die von Kurt Feyerabend entworfene "Pädagogische Akademie" in Kiel und das Krankenhaus in Pinneberg von Klaus Groth [mehr] [mehr]. Alle drei Gebäude zeichnet eine neue Formgebung und die bis ins kleinste Detail geplante innere Organisation aus. Sie verweisen auf die in der Weimarer Zeit herrschende Aufbruchstimmung, die sich auch in der offenen Baukultur zeigte. Ende der 1920er Jahre kam es im Zuge der "Weltwirtschaftskrise" zu einem tiefen Einschnitt in der regionalen Baugeschichte.

Die Architektur während des Nationalsozialismus nahm - wohl auf Grund der Randlage - in Schleswig-Holstein nicht die gleiche Entwicklung wie in anderen Teilen Deutschlands; dennoch war sie ideologisch aufgeladen. Hier sind kaum wuchtige architektonische Großprojekte für die Partei, die "Wehrmacht" oder die Industrie, wie in Nürnberg oder Berlin verwirklicht worden, die baulich auf die maßlosen politischen Pläne des Nationalsozialismus verweisen. Nur wenige Bauten der nationalsozialistischen Gemeinschaftsarchitektur in der Region sind so bezeichnend für die NS-Architektur, wie die Neulandhalle auf dem "Adolf-Hitler-Koog", die für die NS-Funktionäre Modellcharakter hatte, oder das "Olympia-Heim" in Kiel. Ansonsten sind zwischen 1933 und 1945 vor allem im Zuge der militärischen Aufrüstung Gebäude entstanden, fast ausnahmslos auch in Backstein: So wurden in Kiel Unterkünfte für Werftarbeiter gebaut. Auch ein prominenter NS-Architekt baute in Schleswig-Holstein: Im kleinen Eckernförde errichtete der Architekt Heinrich Wolf 1937 eine Bankfiliale. Aber auch dieses Gebäude war dezent in Backstein gehalten und gut in seine Umgebung eingepasst; kaum zu glauben, dass derselbe Architekt 1938 in Berlin die monumentale Reichsbank entwarf.

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Kunst und Kultur
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