v i m u . i n f o
Dansk version

Reisen © izrg

Die vielen Reisen, die Emil Nolde in seinem Leben unternimmt, beeinflussen sein Werk nachhaltig.

Emil Nolde ist in seinem Leben viel und weit gereist. Der Maler hielt sich oft in der Schweiz auf, er lernte Paris zu der Jahrhundertwende kennen, er reiste in den Wintermonaten 1904/1905 nach Sizilien und er besuchte immer wieder Dänemark. Nolde machte Reisen nach Schweden, nach England, nach Spanien, nach Belgien und in die Niederlande.

1913/1914 unternahm der 46-jährige Emil Nolde gemeinsam mit seiner Frau Ada die bedeutendste Reise seines Lebens. Die abenteuerliche Reise in die Südsee – über Moskau, durch Sibirien, Korea nach Japan und weiter über China – hat das Leben des Malers von der schleswig-holsteinischen Westküste und sein Werk stark geprägt. Ermöglicht hatte diese große Reise dem Ehepaar Nolde eine Einladung des Reichskolonialamtes im Sommer 1913. Der Maler sollte als künstlerischer Berater an einer „medizinisch-demographischen Deutsch-Neuguinea-Expedition“ teilnehmen. Ziel dieser Expedition war die Erforschung der Gesundheitsverhältnisse in der deutschen Kolonie. Nolde sollte dafür die „rassischen Eigentümlichkeiten der Bevölkerung“ analysieren.

Die vielen Eindrücke der Reise hielt Nolde auf kleinen Zeichnungen und großen Aquarellen fest, zusätzlich entstanden neunzehn Gemälde. Doch in der Südsee und während der Hin- und Rückreise blieb nicht viel Zeit, so dass Noldes Zeichnungen und Aquarelle in einer gewissen Eile entstanden. Auffällig an diesen Bildern ist auch, dass Noldes Interesse nicht der Natur oder Landschaft galt. Am stärksten haben die Begegnungen mit den Menschen auf den Maler gewirkt. Nolde erlebte während seiner Südseereise die „Eingeborenen“ direkt und konnte seine Eindrücke unmittelbar verarbeiten. Die Bildnisse der Südseemenschen weisen eine spannungsgeladene Distanziertheit und eine gewisse Nüchternheit auf. Nolde versuchte, alle äußeren Einflüsse fernzuhalten, das heißt, dass die Gesichter, Köpfe und einzelnen Gestalten in Noldes Südseebildern meist für sich stehen und sehr selten in einen landschaftlichen Hintergrund eingebettet sind. Nolde baute flüchtige Beziehungen zu seinen Modellen auf. Er machte sich Gedanken über ihre Lebenssituation und über die Kolonialisierung. Er dachte kritisch über die Kolonialisierung und der damit einbrechenden Zivilisation nach. Nolde sah das Leben der Insulaner in Freiheit und Ursprünglichkeit gefährdet.

Im Mai 1914 traten Ada und Emil Nolde die Heimfahrt an. Als sie den Hafen Port Said erreichten, erhielten sie die Nachricht von der Ermordung des österreichischen Thronfolgers. Aufgrund des daraufhin ausbrechenden Ersten Weltkrieges konfiszierten die englischen Behörden das Gepäck mit den Gemälden. Das Ehepaar Nolde gelangte über Umwege und nur mit Hilfe eines holländischen Kapitäns nach Hause: Sie reisten als Dänen.

Die Erlebnisse der Expedition waren sehr eindringlich. Bis 1915 verarbeitete Nolde die gesammelten Erfahrungen in vielen Gemälden. Diese künstlerische Weiterverarbeitung der Südseereise war von Fernweh geprägt, so dass diese Bilder auch als „Sehnsuchtsbilder“ bezeichnet werden.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Emil Nolde
Um diese Inhalte anzusehen, wird der Flashplayer 9 benötigt. Zum Download
audioDidaktische Bemerkungen
audioZusatzmaterial
case storyFallbeispiele
multimediaMultimedia
photosAbbildungen
quotesZitat
bibliographyLiteratur