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NS-Zeit © izrg

Der Maler Emil Nolde verhält sich während der Zeit des Nationalsozialismus widersprüchlich.

Emil Nolde zählt zu den bedeutendsten Malern des 20. Jahrhunderts. Die Nationalsozialisten aber bezeichneten seine Kunst als „entartet“ und verordneten ihm „Malverbot“. Der Künstler selbst hatte ein widersprüchliches Verhältnis zum Nationalsozialismus.

Der Maler von der schleswig-holsteinischen Westküste blickte Anfang der 1930er Jahre voller Hoffnung in die Zukunft. Zu dieser Zeit konnte Nolde daran glauben, sogar als Hauptvertreter einer „neuen deutschen Kunst“ gekrönt zu werden. Nolde wusste, dass der „Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“ Joseph Goebbels ein Liebhaber der modernen Kunst war und ihn, den schleswig-holsteinischen Maler, ganz besonders schätzte; auch wenn der NSDAP-Chefideologe Alfred Rosenberg gegen alle Formen der modernen Kunst kämpfte. Nolde konnte zu dieser Zeit zu Recht vermuten, dass der Expressionismus mit der nationalsozialistischen Kulturideologie vereinbar sei. Der „Führer“ Adolf Hitler machte jedoch nach 1934 keinen Hehl mehr daraus, dass er kein Anhänger der expressionistischen Kunst war und entschied persönlich diesen so genannten „Expressionismusstreit“. Er sorgte dafür, dass Nolde in der Öffentlichkeit als „volksfremder“ und „entarteter“ Künstler bezeichnet wurde.

Im Juni 1937 begann die Entfernung der so genannten „entarteten“ Kunst aus deutschen Museen. Etwa 19.500 Werke fielen dieser Aktion zum Opfer. Von Emil Nolde wurden 1.052 Arbeiten beschlagnahmt. Damit war er wie kein anderer Künstler von der Beschlagnahmung der Nationalsozialisten betroffen. In der Wanderausstellung „Entartete Kunst“, die im Sommer 1937 in München eröffnet wurde, hingen seine Bilder im Mittelpunkt.

Nolde sah durch diese nationalsozialistischen Aktionen sein künstlerisches Lebenswerk bedroht. Der Maler verstand die Welt nicht mehr. Er wehrte sich mit Briefen, in denen er immer wieder darauf hinwies, dass es sich bei seiner Ächtung um ein Missverständnis handelte. 1941 traf es den Künstler jedoch noch schlimmer: Die Nationalsozialisten belegten ihn mit einem „Malverbot“. Nolde zog sich im nordfriesischen Seebüll zurück und malte seine „ungemalten Bilder“.

Diese Geschehnisse zeigen die eine Seite des Malers Emil Nolde im Nationalsozialismus. Sie zeichnen das Bild eines Künstlers, der in der NS-Zeit zu einem Opfer der nationalsozialistischen Kulturideologie wurde.

Aber es gibt auch eine andere Seite Emil Noldes im Nationalsozialismus: Der Maler trat in der Zeit, in der die Ächtung der expressionistischen Kunst in der Öffentlichkeit zunahm, in die „Nationalsozialistische Arbeitsgemeinschaft Nordschleswigs“ (NSAN) ein, die im Sommer 1935 gleichgeschaltet wurde. Ab 1935 war Nolde somit Parteimitglied der „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Nordschleswigs“ (NSDAPN). Zahlreiche Quellen zeigen, dass es sich bei dem Maler um einen nordisch denkenden Nationalisten handelte, der sich als „Vorkämpfer des Deutschtums“ fühlte. In Noldes Selbstbiografie lassen sich viele antisemitische Äußerungen finden, bei denen es sich nicht um eine Anpassung an den allgemeinen Zeitgeist handelt. Emil Nolde fühlte sich mit dem nationalsozialistischen Gedankengut verbunden.

Das widersprüchliche Verhalten des Malers spiegelt sich in seinen Bildern und seinen schriftlichen Äußerungen wider: In seiner Kunst setzte Nolde während der gesamten NS-Zeit seinen Weg unbeirrt fort. Zwischen Arbeitsverbot und Kriegsende entstanden neben den 1.300 kleinen Aquarellen auch fünfzehn Ölbilder. In seiner Selbstbiografie, in seinen Briefen und in den „Worten am Rande“ äußerte sich Nolde nicht so eindeutig: In seinen Lebenserinnerungen und Briefen drückte der Maler oft seine Verbundenheit mit der nationalsozialistischen Ideologie aus. In den „Worten am Rande“ dagegen äußerte sich Nolde überraschend kritisch gegenüber den Nationalsozialisten. Das liegt vermutlich daran, dass Nolde die „Worte am Rande“ nach dem verhängten „Malverbot“ niedergeschrieben hat. In diesen Äußerungen spricht ein resignierter und trotziger Nolde, der seine Enttäuschung über die Nichtanerkennung der Nationalsozialisten zeigt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Nolde sich selbst als Opfer inszeniert. Er bezeichnete sich als einen weltfremden und politisch naiven Künstler. Doch das ist unglaubwürdig. Der Künstler hatte bis zur Zeit des Nationalsozialismus schon die halbe Welt bereist und bewies auch bei der Volksabstimmung im Grenzgebiet sein politisches Wissen, indem er sich nach längeren Überlegungen dafür entschied, nicht abzustimmen, weil er sich zwar als Deutscher fühlte, aber nicht gegen das Mutterland seiner Frau stimmen mochte. Nach der neuen Grenzziehung nahm er bewusst die dänische Staatsbürgerschaft an und wurde Angehöriger der deutschen Volksgruppe.

Nolde kann als unfreiwilliges Opfer der nationalsozialistischen Kulturpolitik bezeichnet werden, weil er im Nationalsozialismus nicht nur seine künstlerische Anerkennung verteidigen, sondern die Kunst im „Dritten Reich“ maßgeblich mitgestalten wollte.

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Emil Nolde
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