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Andersen im nationalen Konflikt © sdu

H.C. Andersen gerät mitten in den nationalen Streit um Schleswig. Er wird ganz gegen seinen Willen in den Konflikt hineingezogen, weil er viele Freunde in den Herzogtümern hat. Nach starker dänischer Kritik wegen nationalen Wankelmutes bezieht er während des Dreijährigen Krieges Stellung und schreibt das stark dänisch-nationale Lied "Dänemark, mein Vaterland".

H.C. Andersen tat sich richtig schwer mit dem nationalen Konflikt in Schleswig. Er hatte Freunde in beiden Lagern und versuchte in der Zeit vor dem Dreijährigen Krieg eine klare Stellungnahme zu vermeiden. Dies wurde ihm von Kritikern und Freunden in Kopenhagen vorgeworfen und er flüchtete förmlich im Mai 1848 aus der Stadt.

Er hatte viele Freunde in Deutschland und dem Rest Europas, zu denen er die Verbindungen kaum abreißen lassen wollte. Besonders das Verhältnis zu seinem guten Freund, Erzherzog Carl Alexander von Sachsen Weimar und Eisenach, wurde durch den Konflikt belastet und bedrohte die Freundschaft. Noch größer war das Problem im Verhältnis zur Herzogsfamilie auf Augustenburg, die er gerne besuchte. Lange vor dem Ausbruch des Dreijährigen Krieges musste H.C. Andersen sich von Augustenburg fernhalten, weil es zu viele Probleme machte. Für H.C. Andersen zählte Dänemark als Vaterland, aber er folgte nicht der nationalistischen Welle jener Zeit. Er wünschte sich, der multinationale Gesamtstaat könne bestehen bleiben. Als der Konflikt real wurde, bezog er eindeutig Stellung für Dänemark. Das demonstrierte er unter anderem durch das Schreiben einiger sehr dänisch gesinnter Lieder und Gedichte. Er besuchte auch mehrmals die verwundeten dänischen Soldaten auf Fünen und war an der Vorbereitung eines großen Siegesfestes für die dänischen Soldaten im Sommer 1851 beteiligt. Nach Abschluss des Dreijährigen Krieges hatte somit niemand mehr Zweifel an seiner nationalen Zugehörigkeit.

Er war sehr gegen die Kriege, die er als unnötig empfand. Mehrere seiner Freunde und Bekannten nahmen teil und er war zusätzlich entsetzt über die Kriegskosten. Als er im Sommer 1848 zweimal auf Gut Glorup auf Ostfünen wohnte, kam das Grauen des Krieges nahe an sein Leben heran. Es ging ihm sehr nahe, die verwundeten dänischen Soldaten zu besuchen, die auf dem Schloss einquartiert waren und ihre Kriegsschilderungen zu hören.

H.C. Andersen war sehr pessimistisch hinsichtlich eines möglichen dänischen Sieges, so lange Preußen auf schleswig-holsteinischer Seite war. Mitte Mai 1848 notierte er erstmals: "... Nachricht, dass die Preußen 4 Millionen Brandsteuer von den Jüten verlangen, wir sollten sie jetzt raustreiben, unser armes Volk, ohne Hilfe, das ist der Untergang ... " Nur zwei Tage später war er wieder fröhlich, weil es Gerüchte gab, dass die preußischen Soldaten Jütland verlassen hätten. Derart wechselten seine Erwartungen häufig und schnell. Er war ganz sicher, dass Dänemark sich nur gut behaupten könne, wenn Truppen aus Schweden oder Norwegen zu Hilfe kämen oder wenn England und Russland eingreifen würden.

Ganz pessimistisch stand er dem Krieg von 1864 gegenüber. Dies war ein Krieg, bei dem er nicht daran glaubte, dass Dänemark überhaupt eine Siegeschance hätte. Trotzdem war er überrascht, dass die Niederlage soll schnell kam. Der dänische oberkommandierende General Christian de Meza war ein guter Freund von H.C. Andersens, was den Rückzug noch bitterer für ihn machte. Andersen war verbittert über den Zorn der Kopenhagener Bevölkerung und die Unruhen auf den Straßen. Besonders die Angriffe auf den König peinigten ihn und er war bekümmert über die Fanatiker, die er besonders unter den Frauen zu finden meinte. Er war auch frustriert über das mangelnde Verständnis dafür, was er für die dänische Sache aufgegeben hatte. Besonders der Verlust seiner Freunde in Deutschland tat weh: "... sie sind aus meinem Herzen gerissen worden, nie mehr könnten wir uns treffen, eine herrliche Vorzeit wird nicht erneuert werden. Ich bin zu Tode betrübt ...".

Ende Juni 1864 war H.C. Andersen gebrochen. Die dänischen Truppen waren auf Alsen geschlagen worden, die Niederlage bei Helgoland war abzusehen und England und Russland würden nicht zu Hilfe kommen. Er war sicher, dass der Krieg verloren war und "... Es endet damit, dass wir unter Deutschland kommen ....". Obwohl es nicht ganz so schlimm kam, versank er in Missmut, sowohl über die Niederlage als auch über seinen Gesundheitszustand.

H.C. Andersen nahm in Kopenhagen an einer Feier für ca. 1.800 Nordschleswiger teil, die die Stadt 1865 besuchten. Auf diese Weise trug er dazu bei, ihnen zu versichern, das sie nicht vergessen waren. Seine Beziehungen in den Herzogtümern beschränkten sich nach der Niederlage von 1864 auf kurze Zwischenaufenthalte in Verbindung mit seinen Auslandsreisen. Vor diesem Hintergrund empfand er den Verlust der Herzogtümer als schwer, aber es gelang ihm trotz allem viele seiner deutschen Verbindungen aufrecht zu erhalten.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
H.C. Andersen
Nationaler Gedanke
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