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Zwischenkriegszeit © sdu

Landwirtschaftskrise, Zwangsauktionen und Unruhen auf dem Land: Dies sind die wichtigsten Kennzeichen der Zwischenkriegszeit auf beiden Seiten der deutsch-dänischen Grenze. In Schleswig-Holstein führt dies zu einer Radikalisierung der Bauern, während die Dänen die Demokratie und die Volksmitbestimmung unterstützen.

Am Ende des Ersten Weltkrieges war die Landwirtschaft der entscheidende Erwerbszweig in Schleswig-Holstein und Süddänemark. Ca. ein Drittel der Bevölkerung arbeitete auf Höfen und fast 40% der Menschen wohnten auf dem Land. In den Landgebieten waren die Handwerker und die Händler von der Landwirtschaft abhängig. Doch auch die größeren Städte waren davon abhängig, wie sich die Landwirtschaft entwickelte.

Im Laufe des 20. Jahrhunderts veränderte sich die Landwirtschaft entscheidend, doch in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ging es eher schleppend voran. Es gab einige auffallende Unterschiede zwischen der Landwirtschaft auf beiden Seite der Grenze, doch es gab auch gemeinsame Probleme, während der Krisen in den 1920er und 1930er Jahren. Mittendrin war Südjütland, das vor einer Menge Herausforderungen stand, nach der Wiedervereinigung in den 1920er Jahren. Die heruntergekommenen Höfe wurden nach dem Krieg wieder aufgebaut. Die wertlose Mark sollte ausgetauscht werden und die Investitionen wurden in teuren Kronen vorgenommen. Die extensive Produktion, ausgerichtet auf den Heimatmarkt, sollte zu einer intensiven Landwirtschaft verändert werden - ausgerichteten auf den englischen Markt.

In Dänemark war die Landwirtschaft in der ganzen Zwischenkriegszeit abhängig vom Export seiner Waren. Fast 75% der gesamten Produktion an Butter und Schweinefleisch wurden exportiert. England war der Hauptmarkt, wohin fast alle Schweine und die meiste Butter exportiert wurde. Insgesamt waren es 75-80% des gesamten Exports, der von verarbeiteten Landwirtschaftsprodukten gedeckt wurde. Also ist etwas Wahres daran, wenn es heißt: "Geht es der Landwirtschaft gut, geht es dem Land gut."

Entgegengesetzt war es in Schleswig-Holstein: Die Produktion war auf den Heimatmarkt ausgerichtet. Parallel zu den fallenden Kornpreisen und den fallenden Preisen der anderen Landwirtschaftsprodukte im Laufe der 1920er wurde der Import gedrosselt. Entweder durch höhere Zölle oder indem nur bestimmte Mengen importieren werden durften. Die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein war weniger intensiv und weniger auf Rindfleisch ausgerichtet als nördlich der Grenze. Deshalb machte Weideland 60% der Landwirtschaftsflächen in Südschleswig aus, denn es wurde gebraucht für die Mastfütterung der Rinder. Die Produktivität der Höfe in Schleswig-Holstein war weniger intensiv als in Südjütland Ende der 1920er Jahre: Die jährliche Milchproduktion pro Kuh, lag bei 2.700 Litern beziehungsweise 3.400 Litern.

Die Landwirtschaftskrise in den 1920er und 1930er Jahren traf die dänischen sowie die schleswig-holsteinischen Landwirte hart. Die Preise fielen enorm und mit ihnen die Einnahmen der Landwirte. Gleichzeitig sollten sie Zinsen für Anleihen bezahlen, die sie nach dem Ersten Weltkrieg aufgenommen hatten. Viele waren von der galoppierenden deutschen Inflation betroffen und von 1923-24 verdoppelte sich der Wert ihrer Schulden fast. In der ganzen Region kam es zu Zwangsversteigerungen in den Zeiträumen 1923- 24 bis 1933-34.

Viele Landwirte waren entmutigt. Dies war der Hintergrund für die Radikalisierung in Schleswig-Holstein, die weniger in Dänemark stattfand. Anfang 1928 versammelten sich die Bauern zu großen Demonstrationen und eine Protestbewegung - " Landvolkbewegung" - fegte über das Land. Dies war eine rechtradikale Bewegung, die nichts für Demokratie und Parlamentarismus übrig hatte. Sie richtete sich besonders gegen das internationale Finanzkapital und sie war klar antisemitistisch. Der Grundstein für die massive Unterstützung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein wurde also schon in den 1920ern gelegt.

In Dänemark - und besonders in Südjütland - wurden Protestbewegungen innerhalb der Landwirtschaft gegründet. Die Erste - der "Bauernverband" - wurde vom schleswigschen Fantasten Cornelius Petersen 1925-26 gegründet und geleitet. 1927 versuchte der Anführer der Minderheit, Johannes Schmidt, die Landwirtschaftskrise für seine Unterstützung zu nutzen. Deshalb wurde die Vereinigungsbewegung unter Leitung des deutsch gesinnten Hofeigners H.C. Lei gegründet. Doch erst 1931 mit dem landesweiten "Zusammenschluss der Landwirte" gab es größere Unterstützung für die Proteste der Landwirte in Südjütland und in Dänemark. Die Proteste verstummten in den Jahren der Besatzung parallel zu den besseren ökonomischen Verhältnissen in der Landwirtschaft.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Landwirtschaftlicher Strukturwandel
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