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Mensch und Meer © izrg

 

Ganz offensichtlich beeinfluss(t)en Nord- und Ostsee das Leben der in der Region ansässigen Menschen in der Vergangenheit und auch in der Gegenwart. Einerseits empfinden die Menschen an der Küste das Meer als Bedrohung, die Auseinandersetzung mit der Natur ist als "Kampf" ins gemeinschaftliche Gedächtnis der Küstenbewohner eingegangen. Andererseits profitieren die Menschen wirtschaftlich von der ungeheuren Produktivität dieses Lebensraums: Das Meer dient(e) als Nahrungs- und Rohstoffquelle, Transportweg und Erholungsgebiet, schafft(e) Arbeitsplätze: Fischerei, Schiffbau- und Schiffahrt, (Bäder)Tourismus, Küstenschutz und die Marinestandorte sind Gesichtspunkte dieser engen Beziehung zwischen der Region und den Meeren.

In vielen Bereichen wie dem Schiffbau, der Fischerei oder dem Küstenschutz lassen sich diese Zusammenhänge in Zahlen und Daten ausdrücken. Hier ist die enge Verknüpfung von menschlichem Handeln und den Meeren offensichtlich. Doch diese Beziehung geht weit über rein wirtschaftliche Bezüge, wie beispielsweise die Standortfrage, hinaus. Denn: Gehen wir davon aus, dass Umwelt und Natur auch das Denken und Handeln der Menschen beeinflusst, bedeutet das unter anderem, dass Menschen, die sich täglich mit Schiffen beschäftigen, eine über den reinen Arbeitsprozess hinausgehende besondere Beziehung zum Meer haben. Anders formuliert: Wer Schiffe baut oder zur See fährt, denkt auch über das Meer nach. Diese "geistige Auseinandersetzung" mit dem Meer findet sich auch in vielen anderen Lebensbereichen. Sie hatte schon immer Auswirkungen auf das Verhalten der Menschen und ihr soziales Miteinander. Besonders deutlich wird dies an der Westküste Schleswig-Holsteins: Die Küstenbewohner haben auf Grund ihres Respekts und ihrer Angst vor den Naturgewalten der Nordsee einen Namen gegeben - der "Blanke Hans". Landgewinnung und Deichbau - also der lebenswichtige Schutz vor der Nordsee - bestimmten Jahrhunderte lang das Leben und den Zusammenhalt der Gemeinschaft hinter den Deichen.

Die Hinweise darauf, dass sich die Menschen mit der Nord- und Ostsee in vielfältiger Weise auseinandersetzten, reichen weit in die Vergangenheit. Das kulturelle Gedächtnis der Bevölkerung hat die Erinnerung an zahlreiche historische Begebenheiten wie beispielsweise die Wikinger in Haithabu, die Hanse oder die "Grote Mandränke" von 1362 bewahrt. Märchen und Sagen, die von Klabautermännern oder Meermännern berichten oder in denen es um versunkene Orte wie Rungholt geht, legen Zeugnis davon ab, dass das Meer die Phantasie der Menschen seit langer Zeit beflügelt hat. Wie in der Figur des Piraten Klaus Störtebecker verschwimmen dabei oftmals historische Geschehnisse, Aberglauben und volkstümliche Überlieferung. Die überlieferte und dabei immer wieder veränderte Erinnerung an diese Ereignisse, Epochen oder Figuren sind in der Region immer noch bedeutend und wirkmächtig. Bei Großveranstaltungen wie den Schleswiger "Wikingertagen" oder den Eckernförder "Piratentagen" macht sich dies heutzutage die Tourismusindustrie zu Nutze.

Die Wirkung des Meeres auf die Menschen lässt sich nicht ohne weiteres nachprüfbar messen. Vielmehr lassen sich Nord- und Ostsee auf vielerlei Weise und mit allen menschlichen Sinnen erfahren. So geben Künstler, seien sie Maler, Musiker oder Schriftsteller, ihrer Verbundenheit zum Meer in ihren Werken Ausdruck und lassen sich dadurch inspirieren: Die Wellen, der Wind, der Strand, der Himmel, das Licht, die Luft - alle diese Faktoren sprechen den Menschen auf eine besondere Weise an. Nur mit einer "magischen" Anziehungskraft des Meeres lässt sich auch erklären, warum jährlich Millionen von Badegästen an Nord- und Ostsee ihren (nicht immer nur sonnigen) Urlaub verbringen und dort das Naturerlebnis, Erholung und Entspannung suchen.

Der Titel "Mensch und Meer" lässt viele Deutungen und Interpretationen zu. An dieser Stelle wollen wir den Versuch unternehmen zu fragen, inwieweit Nord- und Ostsee das Leben der Bewohner zwischen den beiden Meeren beeinfluss(t)en. Es geht also im Folgenden um "Mentalitätengeschichte": Ein schwieriger und auch in der Wissenschaft umstrittener Begriff, der - wird er im Zusammenhang mit einem so weitläufigen Thema wie dem "Meer" genutzt - praktisch alle Bereiche des menschlichen Denkens und Handeln umfasst. Denn sowohl Mentalität als auch Identität entstehen durch gedankliche Prozesse und beherrschen stark die persönlichen wie gesellschaftlichen Denkweisen, Einstellungen, Wertvorstellungen und Handlungsmuster.

Da eine umfassende Aufarbeitung des Themas bei weitem den Umfang dieser Seite "sprengen" würde, soll dies lediglich an Hand einiger ausgewählter Beispiele aus den letzten 1.500 Jahren der jütländischen Geschichte geschehen. Unsere begründete Auswahl - sie könnte auch anders ausfallen - umfasst dabei wichtige geschichtliche Ereignisse, aber auch eine Vielzahl persönlicher Eindrücke, die Reisende und Künstler in den vergangenen Jahrhunderten an Nord- und Ostsee gesammelt haben.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Mensch und Meer
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