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The Big Bang © sdu

Es ist ein zerbombtes Deutschland, das 1945 kapitulieren muss. Auch Helgoland hat ernsthafte Zerstörungen erlitten, aber für die Felseninsel draußen in der Nordsee sind die Belastungen noch nicht vorbei.

Trotz der vielen Militäranlagen auf Helgoland wurde die Insel im Laufe des Zweiten Weltkriegs nur wenige Male bombardiert. Aber am 18. April 1945 führten ca. 1.000 britische Flugzeuge ein gewaltiges Bombardement durch, das die Insel fast unbewohnbar zurückließ.

Viele haben überlegt, ob es nötig war, die Insel so kurz vor Kriegsende zu bombardieren, aber eine freiwillige Übergabe war auf jeden Fall ausgeschlossen. Eine Woche zuvor hatte Helgoland den Status einer Festung bekommen, die bis zum Letzten verteidigt werden sollte. Die Übertretung dieses Befehls würde mit dem Tode bestraft werden. Und ein heimlicher Versuch, die Insel den Engländern friedlich zu übergeben, war gerade verhindert worden.

So entschlossen sich die Engländer, die Insel durch Bombardierung außer Gefecht zu setzen. Sie verloren drei Bomber, aber eine Invasion hätte sicher größere Verluste gebracht. Stattdessen waren es die Helgoländer, welche die Rechnung zu bezahlen hatten: Eine zerstörte Insel, mehrere Tote, Evakuierungen und eine unsichere Zukunft.

Die Konferenz von Potsdam im Juli 1945 bestimmte, dass Deutschland entmilitarisiert, entnazifiziert und demokratisiert werden sollte. Auf Helgoland bedeutete die Forderung nach Entmilitarisierung, dass die unterirdischen Militäranlagen zerstört und die Sprengstoffe, die in ihnen deponiert waren, aus dem Wege geschafft werden sollten. Weil die Wege auf der Insel zerstört und die Tunnelwände nach dem großen Aprilbombardement instabil geworden waren, gab man den ersten Plan auf die Sprengstoffe herauszuholen und im Meer zu versenken. Stattdessen sollten sie zusammen mit den Militäranlagen gesprengt werden. Nach einem Jahr Vorarbeit, so viel Kriegsmaterial wie möglich zu demontieren, wurden weitere 6,7 t Sprengstoff in den Gängen verteilt. Der "Big Bang", die größte nicht nukleare Sprengung, die man bisher gesehen hatte, glückte und die Entmilitarisierung war vollendet. Von der 50 Hektar großen Oberfläche gingen 7 Hektar verloren. Aber die Belastungen waren noch nicht vorbei.

Die englische Royal Air Force hatte inzwischen die Insel als Bomben- Übungsziel benutzt und wollte damit weitermachen. Die bestmögliche Pilotenausbildung verlangte ein Training mit "echten" Bomben und Nachtübungen, bei denen das Ziel nicht sichtbar war. Beide Möglichkeiten verlangten aus Sicherheitsgründen einen Übungsplatz weit weg von bewohnten Gebieten. Die Flugschüler sollten auch das Navigieren über dem Meer üben und Helgoland, das ja vorher schon unbewohnbar gemacht worden war, lag in einem passenden Abstand. Die Politiker meinten, dies sei vernünftig und Helgoland blieb weiter englisches Bombenziel.

Die Helgoländer hingegen wollten gern nach Hause. Obwohl deren Heimweh ein kleineres Problem in einem Europa mit Millionen Heimatloser war, begann man schließlich auch von offizieller deutscher Seite um eine Rückgabe der Insel zu bitten. Aber die militärischen Argumente wogen immer noch stärker. War es denn unangemessen, dass Deutschland auf diese bescheidene Weise zu Europas Verteidigung beitrug? Außerdem konnte die zerstörte Insel nichts zum Wiederaufbau des Landes beitragen und auf rührselige nationale Argumente wollte überhaupt niemand hören. Helgoland war ja trotz allem erst seit 1890 deutsch gewesen und seitdem ausschließlich militärisch missbraucht worden. Aber den englischen Politikern kamen Zweifel. Die Verwendung Helgolands als Bombenziel war vielleicht völkerrechtlich nicht ganz in Ordnung. Und langsam, als die Gegensätze zwischen den Sowjets und den anderen Siegermächten wuchsen, wurde es zunehmend wichtiger für England ein gutes Verhältnis zum neuen Westdeutschland zu bekommen. Die Zweifel wuchsen als einige Studenten 1950 kurze Zeit Helgoland besetzten, um auf Helgolands Situation aufmerksam zu machen und andere damit drohten, es nachzumachen. Es konnte beschwerlich werden, wenn konstant um die Insel herum patrouilliert werden müsste, um sicher zu stellen, dass die Insel während der Bombardierungen menschenleer sei. Wenn ein anderes ebenso gutes Bombenziel ausgewiesen werden könnte war man bereit zu verhandeln.

Am 21. Februar 1952 wurde Helgoland dem letzten Bombardement ausgesetzt und eine Woche später frei gegeben. Stattdessen setzte man die Übungen auf der Sandbank Großer Knechtsand nahe Cuxhaven fort. Dort fand die letzte Bombardierung 1957 statt.

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