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Dänische Minderheit © sdu

Nach 1920 umfasst die kleine dänische Minderheit in Südschleswig 6.000 bis 8.000 Mitglieder. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme wird die Minderheit massiv von den Deutschen unter Druck gesetzt. Trotzdem sind die Verhältnisse für die dänisch Gesinnten um einiges besser als für andere nationale Minderheiten im Hitler-Deutschland.

"Sie werden nicht vergessen." Dieses Versprechen gab der dänische Staatsminister den dänisch Gesinnten in Südschleswig während des Wiedervereinigungsfestes in Düppel am 11. Juli 1920. Dies wurde bis heute gehalten, noch immer gibt es enge kulturelle und ökonomische Verbindungen zwischen Dänemark und der Minderheit.

Nachdem die Grenze verlegt wurde, gab es in Südschleswig eine dänische Minderheit von ca. 6.000 bis 8.000 Menschen. Sie wohnten fast ausschließlich in Flensburg und eben südlich der dänisch-deutschen Grenze. Darüber hinaus gab es dänische Gruppen in Tönning und in der Stadt Schleswig. Obwohl es große soziale Unterschiede zwischen den dänisch Gesinnten gab, kamen die meisten doch aus der Unterschicht. In Flensburg waren es viele Arbeiter und auf dem Land waren es viele Landarbeiter und Pächter.

Die Minderheit fühlte sich zurückgelassen, die Forderung "Dänemark bis zur Eider" wurde immer unrealistischer. Unter dem steigenden deutschen Druck - besonders nach der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 - versuchte Dänemark eine Grenzfrage vom politischen Tagewerk fernzuhalten. In der gleichen Zeitspanne verhielt sich auch die Minderheit ruhig. Das letzte was man zum Thema machen wollte, war eine Grenzfrage.

Während der Weimarer Republik herrschten einigermaßen liberale Verhältnisse für die nationalen Minderheiten in Deutschland. Der § 113 der Verfassung sicherte den Minderheiten eine gewisse Selbständigkeit zu. Doch erst 1928 wurde abgemacht, dass die Zugehörigkeit zu einer Minderheit weder überprüft noch abgestritten werden darf. Gleichzeitig bekam die dänische Minderheit die Erlaubnis private Schulen mit öffentlicher Unterstützung zu gründen. Dies führte zur Gründung einer Reihe dänischer Schulen in Südschleswig. Jedoch schon 1920 war eine dänische Realschule in Flensburg gegründet worden, die 1924 in die neu gebaute Duborg-Skole umzog.

Die Minderheit schuf eine weit verzweigtes Netz von Vereinen: Schul-, Jugend- und Sportvereine, kirchliche, gemeinnützige und gesellschaftliche Zusammenschlüsse und es wurde eine Handwerker Vereinigung und eine landwirtschaftliche Vereinigung gegründet.

Die schleswigsche Vereinigung wurde 1920 als eine Art Dachorganisation für die dänischen Vereine und Organisationen gegründet. Der Redakteur der "Flensborg Avis", Ernst Christiansen, war der Drahtzieher. Er war es auch der Kontakte zum Grenzverein in Dänemark hatte, der Geld sammelte und an die dänische Minderheit weiterleitete. Er personifizierte jedoch auch das Hauptproblem der dänischen Vereine. Die meisten Mitglieder waren Menschen aus einfachen Verhältnissen, doch die Leiter waren gutsituierte Bürger. Dies war ein Grund dafür, dass viele dänisch gesinnte Arbeiter nach und nach die deutschen Sozialdemokraten und Kommunisten wählten.

Hitlers Machtübernahme 1933 führte zu einem steigenden Druck auf die Minderheit. Trotzdem wurde das verhältnismäßig liberale Verhältnis aus der Weimarer Republik aufrechterhalten, wenn auch nur formal.

Im Frühjahr 1933 begann der jahrelange Sturmlauf gegen die Minderheit und die dänisch-deutsche Grenze. Lokale nationalsozialistische Führer in Schleswig-Holstein, wie Gauleiter Hinrich Lohse, der Oberbürgermeister von Flensburg Wilhelm Sievers und ab 1937 Ernst Kracht, machten den Dänen das Leben schwer. Die Schulen und die "Flensborg Avis" wurden laufend von lokalen Nationalsozialisten angegriffen. Jedoch wurden sie wiederum durch die zentralen nationalsozialistischen Behörden in Berlin geschützt.

Besonders das deutsche Außenministerium - Auswärtiges Amt - fungierte als Beschützer der Minderheit. Man war daran interessiert die Dänen relativ tolerant zu behandeln, da man wünschte mit Dänemark und den nordischen Ländern auf gutem Fuß zu stehen. Die nationalsozialistische Rassenideologie muss auch in Betracht gezogen werden, da man die Bevölkerung der nordischen Länder als Arier sah, also als einen Teil der deutschen Bevölkerung, auch wenn sie dies noch nicht erkannt hatten.

Die Minderheit hatte ernste Probleme mit dem nationalsozialistischem Regime. Laufend wurden Loyalitätserklärungen gefordert um Arbeit, Unterstützung und so weiter zu bekommen. Dies führte dazu, dass viele die Minderheit in den 1930er Jahren verließen. Als deutsche Staatsbürger waren die Dänen auch verpflichtet die deutsche Wehrpflicht zu absolvieren. Dies war besonders von Bedeutung während des Zweiten Weltkrieges, an dem ca. 700 dänisch Gesinnte als Wehrmachtssoldaten teilnahmen. Ca. 100 von ihnen wurden getötet.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Minderheiten 1920-1955
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