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Deutsche Minderheit © sdu

Die Grenzänderung 1920 führt zu einer großen deutschen Minderheit in Südjütland. Das Ziel ist es, die Grenze wieder an die Königsau zu versetzen und damit wieder zu Deutschland zu gehören. Nach Hitlers Machtübernahme steigt die nationale Spannung sprunghaft an und die lokalen schleswig-holsteinischen Nationalsozialisten halten dieses Feuer am Leben.

Als die Grenze 1920 verändert wurde, entstand eine deutsche Minderheit in Nordschleswig. Sie hatte ca. 30.000 bis 35.000 Mitglieder und war damit ca. viermal so groß wie die dänische Minderheit in Südschleswig. Diese Anzahl war bis zum Zweiten Weltkrieg sehr stabil. Die Partei der Minderheit - Schleswigsche Partei - bekam konstant 14-16 % der Stimmen in Südjütland bei den Parlamentswahlen. Dies sicherte ein Mitglied im Parlament, das in den Jahren 1920-1939 der Pastor Johannes Schmidt aus Wodder war.

Die Minderheit war weit verbreitet, doch es gab eine klare Tendenz dazu, dass die meisten in den Städten wohnten. In Hadersleben, Apenrade, Sonderburg und Tondern stimmten 40%, 50%, 55% und 75% für Deutschland bei der Abstimmung. Auch in den kleineren Städten wie Höjer und Tinglev gab es eine massive deutsche Mehrheit. Im Gebiet in Richtung der neuen Grenze - im sogenannten "bedrohten Viereck" - gab es eine deutsche Mehrheit in den meisten Gemeinden und in den kleineren Städten.

Es gab einen großen sozialen Unterschied zwischen der dänischen und der deutschen Minderheit. Die dänisch Gesinnten in Südschleswig kamen meist aus der Unterschicht der Gesellschaft, während die deutsch Gesinnten in Nordschleswig aus den gehobenen Kreisen kamen. Auf dem Land waren es viele Hofeigner und in den Städten selbständige Gewerbetreibende.

Laut dem dänischen Grundgesetz hat die Minderheit die gleichen Rechte wie andere dänische Staatsbürger. Sie konnten also frei ihre Organisationen gründen und öffentliche Unterstützungen für deren Arbeit bekommen. Im Laufe weniger Jahre wurden Schulen, Kindergärten, Pflegeheime usw. über den ganzen Landstrich verteilt gebaut. Natürlich besonders in den Gebieten entlang der Grenze und in den größeren Städten, in denen die meisten deutsch Gesinnten wohnten. Von Beginn der 1920er an wurden deutsche Privatschulen mit Hilfen aus Deutschland gebaut. Sie sollten sowohl die deutsche Sprache als auch die deutsche Kultur und Gesinnung vermitteln.

Die Minderheit erkannte die neue Grenze nie an. Dies tat Deutschland auch nicht, selbst als man 1923 eine halboffizielle sozialdemokratische Grenzabmachung traf. Die Forderung nach einer Grenzrevision war das alles entscheidende Hauptanliegen der deutschen Minderheit während der Zwischenkriegsjahre. Es wurde vom "Unrecht Versailles" geredet, das man wieder gut machen müsse. Umgekehrt waren die Verhältnisse in Südjütland bis 1933 von einem friedlichen Zusammenleben geprägt. Ein Bispiel hierfür ist der Bürgermeister Tonderns, der bis 1937 der deutschen Minderheit angehörte, aber eine gute Zusammenarbeit mit dänischen Politikern und Beamten pflegte.

Mit Hitlers Machtübernahme änderten sich die Verhältnisse markant in Südjütland. Bisher hatte der Nationalsozialismus hier noch keine Anhänger gehabt, doch innerhalb kürzester Zeit wurde die deutsche Minderheit nazifiziert. Von Schleswig-Holstein aus forderten eine Reihe lokaler Nazileiter im März und April 1933 während des Ostersturmes, dass Nordschleswig wieder zu Deutschland gehören sollte. Sie fanden Gehör nördlich der Grenze und dies war die Voraussetzung dafür, dass der Nationalsozialismus sich in der Minderheit verbreiten konnte.

Gauleiter Friedrich Lohse und Flensburgs Oberbürgermeister Wilhelm Sievers standen aktiv hinter der Vereinigung der verschiedenen, konkurrierenden nationalsozialistischen Gruppen in Nordschleswig. Von 1935 bis 1938 wurden diese Gruppen in der NSDAP-N zusammen gefasst, mit dem Tierarzt Jens Möller als Führer. Er hatte die Parolen gelernt und rief auf zahlreichen Volkstreffen: "Wir wollen heim ins Reich!" und " Führer mach' uns frei!". Möller war überzeugter Nationalsozialist und er versprach verschiedene Male die Grenze bald zu ändern.

Möllers Gegner - Pastor Johannes Schmidt - war aus altkonservativer Schule und kein überzeugter Nationalsozialist. Viele deutsch Gesinnten in Nordschleswig begannen in ihm einen Verklemmten der alten Zeit zu sehen, der durch neue, jüngere nationalsozialistische Kräfte ersetzt werden musste. Deshalb wurde Schmidt 1939 als Repräsentant der Minderheit im Parlament durch Jens Möller ersetzt.

Die Parlamentswahl 1939 war ein vorläufiger Höhepunkt in der angespannten nationalen Situation in Südjütland. Auf dänischer Seite wurde die Wahl als "Zweite Abstimmung" bezeichnet. Der Grund dafür war, dass Jens Möller verstärkt daran arbeitete Nordschleswig ans Deutsche Reich zu binden. Dies brachte die dänischen Parteien dazu zusammen zu halten. Die Wahl wurde eine riesige Niederlage für die Minderheit, die nur auf die üblichen 15% und nur ein Mandat kam. Dieses miserable Ergebnis war vermutlich auch ein Grund der Hitler überzeugte, dass die Grenzrevision nicht aktuell war. Diese sollte frühestens nach einem deutschen Sieg durchgeführt werden.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Minderheiten 1920-1955
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