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Volksabstimmung © sdu

Südjütland wird im Sommer 1920 mit Dänemark wiedervereint. Dies geschieht nach zwei Abstimmungen und einem großen politischen Spektakel in Dänemark und Schleswig. Die Wiedervereinigung wird zu den größten Begebenheiten der Dänischen Geschichte des 20. Jahrhunderts gerechnet. Und die neue deutsch-dänische Grenze folgt fast der Sprach- und Gesinnungsgrenze in Schleswig.

Im Sommer 1920 wurde Südjütland wieder mit Dänemark vereint. Dies geschah nach 56 Jahren deutscher Herrschaft. Die Begebenheit ist einschneidend in der neueren dänischen Geschichte und in den ersten Jahren wurde die Wiedervereínigung in ganz Dänemark gefeiert. Heutzutage erinnert man sich zumeist nur in Südjütland daran. Mit der Grenzziehung gab es eine deutsche und eine dänische Minderheit nördlich beziehungsweise südlich der Grenze. Die Minderheiten arbeiteten jede auf ihre Weise daran, die Grenze in Richtung Süden respektive Norden zu verlegen.

Als der Erste Weltkrieg sich seinem Ende näherte, wurde die Grenzfrage im Herbst 1917 aktuell. Dass Deutschland den Krieg verlieren würde, stand schon fast fest und das brachte Dänemark in ein Dilemma. Hätte man sich an die deutsche Regierung gewandt, wäre es vielleicht möglich gewesen die Grenzänderung in Richtung Süden noch vor der Kapitulation durchzusetzen. Doch dies wäre ein Bruch der dänischen Neutralität gewesen. Die englische Seite gab der dänischen Regierung zu verstehen, dass man dies als dänische Hilfe für Deutschland auffassen würde. Deshalb verhielt die Regierung sich ruhig.

Die dänische Regierung wünschte natürlich das Südjütland wieder zu Dänemark gehören sollte. Doch sie wollte die Grenze auch nicht zu weit nach Süden verlegen. Das Stichwort der Regierung lautete: "Selbstbestimmungsrecht". Die Bevölkerung sollte selber bestimmen, wo sie hingehören wollte. Dies hing zusammen mit den "14 Punkten" eines Friedensabkommens, die der Präsident der USA Woodrow Wilson aufgestellt hatte. Hier war die Selbstbestimmung des Volkes einer der wichtigsten Punkte. Die dänische Regierung wollte der USA in diesem Punkt folgen. Doch wichtiger war, dass die Regierung Angst davor hatte wieder eine zu große deutsche Minderheit im Land zu haben. Die Spuren der Zeit vor 1864 erschreckten noch immer und man erwartete das Deutschland sich wieder erholen würde.

Der dänische Reichstag verabschiedete schon am 23. Oktober 1918 eine heimliche Resolution vor Beendigung des Krieges. Man war sich einig darüber, dass eine Grenzänderung nach dem Prinzip der Selbstbestimmung des Volkes geschehen sollte. Beide Oppositionslager - Linke und Konservative - waren größtenteils auch dieser Meinung.

Zur selben Zeit hielt H.P. Hanssen eine wichtige Rede vor dem deutschen Reichstag. Er erinnerte daran, dass Nordschleswig in Folge des § 5 des Prager Friedens ein Recht auf eine Volksabstimmung hatte. Dieses Recht wollte er angewandt haben. Er sicherte zu, dass die dänisch gesinnten Südjüten, Dänemark und Skandinavien hinter einem Selbstbestimmungsrecht standen. Man wollte kein größeres Areal beanspruchen als das, welches das Volk wünschte.

Die dänische Regierung und Hanssen verfolgten auch nach dem Krieg diese Linie. Dahingegen gab es Unzufriedenheit in anderen Bereichen. Es wurden zwei Gegenbewegungen gegründet, die verlangten, dass ein größerer Teil Schleswigs zu Dänemark gehören sollte. Die Danewerk-Bewegung verlangte, dass die neue Grenze bis zur Linie Danewerk-Schlei gehen sollte. Die moderatere Flensburger Bewegung verlangte, dass die Grenze südlich von Flensburg verlaufen sollte, doch dies erst nach der Volksabstimmung.

Nach langen und intensiven Diskussionen in Schleswig, Dänemark und zwischen den Siegermächten wurde beschlossen, dass man in zwei verschiedenen Abstimmungszonen zu verschiedenen Zeitpunkten wählen sollte. Die erste Zone war Nordschleswig, das von der Claussen-Linie begrenzt wurde. Dies ist die Linie, die heute ungefähr dem Grenzverlauf entspricht. Das Wahldatum wurde auf dem 10. Februar 1920 festgesetzt und bei der Wahl stimmten ca. 74% dänisch und 26% deutsch. Gut einen Monat später am 14. März 1920 wurde in der anderen Zone gewählt. Das war Flensburg und die Mittelschleswigschen Gemeinden südlich der Grenze. In dieser Zone wählten 80% deutsch, während in Flensburg nur 75% deutsch wählten.

Mit der Abstimmung waren die Resultate einigermaßen klar. Es gab eine deutsche Mehrheit in Tondern, Höjer und Tinglev, doch eine vereinte dänische Minderheit nördlich der Grenze. Südlich der Grenze waren die Resultate noch deutlicher und besonders die dänische Niederlage in Flensburg traf hart. In den Wochen nach der Abstimmung entstand eine parlamentarische Krise in Dänemark, die sogenannte Osterkrise. Die Flensburger Bewegung schaffte es, die Linken und Konservativen als große Unterstützung dazu zu bringen zu überlegen, ob Flensburg nicht trotz des Wahlausgangs mit nach Dänemark kommen könnte. Die sozialdemokratische Regierung sagte "Nein" und der König setzte die Regierung ab.

Als König Christian der X. am 10. Juli 1920 über die Grenze nach Christiansfeld ritt, war die Krise fast vergessen. Wenn auch nur fast.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Grenzen
Minderheiten 1920-1955
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