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Die Grenze steht fest © sdu

"Die Grenze liegt fest." Dies ist Dänemarks klare Politik in den Zwischenkriegsjahren und Kontakte über die Grenze sollen vermieden werden. Deutschland erkennt die Grenze nie an und versucht den Kontakt nach Nordschleswig zu halten. Dies geschieht sowohl über offizielle als auch inoffizielle Kanäle.

In den Jahren nach der Grenzänderung 1920 hatten Dänemark und Deutschland sehr verschiedene Interessen am Grenzland. Die führte zu sehr verschiedenen Strategien. Die Interessen bestanden recht konstant durch alle Zwischenkriegsjahre hindurch - egal wer die Regierungsmacht besaß.

In Dänemark bestand ein klares Interesse daran, die neue Grenze zu festigen. Nordschleswig sollte möglichst schnell zu Südjütland werden. Es sollte nicht länger eine Teil Schleswigs sein, sondern mit Jütland und dem Rest Dänemarks zusammenhängen. Dies galt praktisch wie auch symbolisch. Die Spuren der Jahre vor 1864 erschreckten und man wollte um alles in der Welt verhindern, dass der nationale Konflikt die Grenze untergraben würde.

Viel Geld ging in den neuen Landesteil. Das Wege- und Bahnnetz wurde ausgebaut und die Elektrizitäts- und Telefonsysteme modernisiert. Zum einen weil es nötig war, zum anderen weil man Südjütland mit dem Rest des Landes verbinden wollte. Gleichzeitig sollte die Produktion umgestellt werden, so dass sie besser zur dänischen Ökonomie passte. Die Landwirtschaft sollte so umgestellt werden, dass sie Butter und Schinken für den britischen Markt liefern konnte. Die Städte mussten ihren Handel auf den Norden konzentrieren, da wo sie vorher nach Süden ausgerichtet waren. Dies war ein langer Prozess, der viel Geld kostete.

Auf deutscher Seite war die Situation anders. Man erkannte die neue Grenze nie an und man versuchte auf verschiedene Art und Weise den Kontakt zu Nordschleswig zu halten. Dies geschah zum einen über die offiziellen Kanäle und durch finanzielle Unterstützung unter der Hand für die deutsche Minderheit. Seit Beginn der 1920er mussten die Behörden in Kiel und Berlin anerkennen, dass sie sich im Bereich der finanziellen Unterstützungen nicht mit Dänemark messen konnten. Deshalb verlegte man sich auf die deutsche Kultur, die der dänischen klar überlegen war. Man wollte kulturelle Unterstützung für die Minderheit bieten, um auf diese Weise Unterstützung in Nordschleswig zu gewinnen.

Die dänische Grenzpolitik war im Laufe der 1920-1923 sehr rigide. "Die gefühlte Grenze" war das Mittel und das Ziel war es so wenig Kontakt über die Grenze zu haben wie möglich. Der Grenzhandel sollte vermieden werden und Arbeitsmigration über die Grenze wurde nicht akzeptiert. Dies gab eine Reihe ökonomischer Nachteile für den Handel nahe der Grenze und für viele Arbeitgeber, die es gewohnt waren Mitarbeiter auf der anderen Seite der Grenze zu suchen. Die dänische Regierung wollte damit verhindern, dass Landwirte und Gewerbetreibende der Minderheit in Südjütland Deutsche herüber holten. Das absurdeste Beispiel dänischer Systempolitik war, dass es den Bürgern Flensburgs verboten war den Kollunder Wald zu betreten, obwohl dieser der Stadt gehörte. Die dänischen Behören wollten keine Flensburger auf dänischem Grund herum laufen haben.

Die deutsche Regierung unterstütze die deutschen Landwirte in Nordschleswig seit 1926, indem sie unter der Hand Gelder an die Kreditanstalt Vogelgesang gab. Während der Landwirtschaftskrise Ende der 1920er half dieses Kreditinstitut hilfebedürftigen deutschen Landwirten. Sie gaben auch Kredite an deutsche Landwirte, die dann dänisches Eigentum übernahmen. Diese Mission gelang nicht richtig, denn auf dänischer Seite war weit mehr Geld vorhanden, durch die normalen Kreditinstitute und den direkten Gegnerspieler Vogelgesangs, der "Forening Landværn". Gleichzeitig bekam die deutsche Regierung kalte Füße und zog sich zurück.

Während aller Zwischenkriegsjahre verhielt sich die dänische Regierung im Bezug auf die Grenzlandfrage ruhig. Dies hing damit zusammen, dass Dänemark nur einen großen Feind hatte - Deutschland - und die Grenzlandfrage hatte zu viel Aggressionspotenzial. In den 1930er Jahren wusste jeder um das Grenzproblem, doch keiner brachte es zur Sprache. Weder auf deutscher noch auf dänischer Seite. Besonders in der letzten Hälfte des Jahrzehnts führte man eine harte Linie gegen alles, dass als Provokation Deutschlands aufgefasst werden konnte. Die Zeitungen wurden zur Ruhe gerufen, wenn sie kritische Artikel schrieben und ein Teil der deutschen Flüchtlinge wurden zurückgeschickt. Die Behörden vermieden alles, was einen deutschen Angriff als Hilfe für die Minderheit provozieren konnte.

Es ist nicht sicher, warum Hitler keine Grenzänderung verlangte. In den 1930ern war der Grund wahrscheinlich, dass man mit Dänemark und den nordischen Ländern auf gutem Fuß stehen wollte. Gleichzeitig hatte er mit der Grenzfrage in der Hinterhand ein gutes Druckmittel gegen Dänemark. Während der Besatzung war es jedoch wichtiger Ruhe und Ordnung und zur Zusammenarbeit willige dänische Behörden zu haben als eine Grenzänderung zu fordern. Dies konnte warten bis der Krieg gewonnen war.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Grenzen
Minderheiten 1920-1955
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