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Grenzpendler © sdu

Seit Mitte der 1990er Jahre ist die Anzahl von Grenzpendlern gewaltig gestiegen. Dies ist durch eine hohe Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein bedingt, während den Arbeitgeber in Süddänemark Arbeitskräfte fehlen. Es wird viel dafür getan, damit in den nächsten Jahren viele Menschen pendeln.

Landesgrenzen und Grenzhandel hängen zusammen und Handel hat in vielen Jahren über die deutsch-dänische Grenze stattgefunden, auch vor der Grenzänderung 1920. Das Handelsvolumen ist abhängig von den wirtschaftlichen und politischen Verhältnissen, also von den Preisen der verschiedenen Waren und Serviceleistungen und von den Gesetzen der Länder und deren Grenzkontrollen. Darum verändert sich der Grenzhandel dauernd: Auf der einen Seite, welcher Umfang der Handels hat und auf der anderen Seite, welche Sachen gekauft und verkauft werden.

In der Zeit vom Ende des Ersten Weltkrieges bis zur Grenzänderung im Sommer 1920, fand in Schleswig-Holstein ein wirtschaftlicher Weltuntergang statt. Viele Deutsche und deutsche Unternehmen flüchteten nach Südjütland und viele investierten Geld in Nordschleswigsche Banken. Man ging davon aus, dass die Werte im neuen dänischen Landesteil besser gesichert waren als im unruhigen Deutschland. Vor und nach der Grenzänderung waren die Unternehmen daran interessiert, Waren nach Südjütland zu bringen, weil die Preise in Dänemark generell höher waren als in Deutschland.

Die Grenzänderung 1920 führte also zu einem akuten Problem für die schwache deutsche Weimarer Republik. Sie musste die Löcher schließen um zu verhindern, dass Waren, Maschinen, Geld und Arbeitskräfte aus dem Land flüchten. Umgekehrt versuchte man auch Produkte ins Ausland zu verkaufen, unter anderem durch die Inflation billige deutsche Waren anzubieten. Daran war Dänemark nicht interessiert. Für die dänische Regierung war es wichtig, dass die neue deutsch-dänische Grenze für den Grenzhandel und den Grenzverkehr geschlossen wurde. Das war natürlich auf lange Sicht nicht möglich, weil der dänische Wohlstand vom Außenhandel abhängig war.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges gab es einen großen Mangel an Lebensmittel in Schleswig-Holstein, während es in Dänemark reichlich zu essen gab. Trotzdem hörte der Grenzhandel auf, weil es südlich der Grenze kein Geld zum Einkaufen gab. Es wurden nur Nahrungsmittel an die alliierten Besatzungstruppen geliefert und auf direktem Wege ein wenig Essen für die dänisch Gesinnten in Schleswig.

Erst im Laufe der 1950er kam der Grenzhandel wieder in Gang. Daran hatten beide Seiten Interesse. In Dänemark kauften die Norddeutschen hauptsächlich Butter und andere Nahrungsmittel, die einerseits besser und andererseits billiger waren als die deutschen Waren. Das Interesse war so groß, dass die Fähren in der Flensburger Förde als "Butterdampfer" bezeichnet wurden, weil die meisten Passagiere nach Dänemark wollten, um Nahrungsmittel zu kaufen.

Der dänische Handel über die Grenze war in der Nachkriegszeit am größten. Das beruhte meistens darauf, dass die Preise für Waren lange Zeit deutlich günstiger südlich der Grenze waren als auf der nördlichen Seite. Ein wichtiger Grund dafür war, dass die dänischen Steuern auf Bier, Wein, Spirituosen und Zigaretten in vielen Jahren deutlich höher waren als die deutschen. Darum gibt es immer noch viele Dänen, die zu den Grenzläden an der deutsch-dänischen Grenze fahren, um diese Produkte samt Sprudel und Süßigkeiten zu kaufen.

Dänische Zollbeamten und Polizisten haben früher strenge Kontrollen an der Grenze durchgeführt. Das beruhte darauf, dass es Einfuhrbegrenzungen gab. Die Grenzkontrolle wurde im Jahr 2001 entfernt und nun werden Stichprobenkontrollen durchgeführt. Gleichzeitig ist Dänemark dazu verpflichtet worden den Grenzhandel weiter zu öffnen, so dass man heutzutage mehr Waren mit einführen darf. Darum beschloss die dänische Regierung, die Steuern auf eine Reihe von Produkten, die die Dänen typischerweise im Grenzhandel kauften, zu reduzieren. Gleichzeitig erhöhte Deutschland die Steuern auf Zigaretten. Das beeinflusste den Grenzhandel merklich negativ seit der Jahrtausendwende.

Der Grenzhandel hatte dazu geführt, dass ein paar große Handelszentren unmittelbar südlich der Grenze gebaut wurden. In Süderlügum, Harrislee und auf Fehmarn sind viele Menschen beschäftigt, Produkte an dänische Kunden zu verkaufen. Die meisten Geschäfte sind im Besitz von Dänen, die den Handel ins Rollen gebracht haben. Der Handel hat auch für Restaurants und Gaststätten an der Grenze viele Vorteile gebracht.

Ein Nachteil am Grenzhandel war, dass die Geschäfte im südlichen Jütland an Kunden und Umsatz verloren haben. Der Einkauf der Dänen in Schleswig-Holstein war auch ausschlaggebend dafür, dass die Regierung laufend die Steuern gesenkt hat. Kritiker meinen, dass es dazu geführt hat, dass der dänische Verbrauch an ungesunden Produkten wie Bier, Wein, Zigaretten, Süßigkeiten und Sprudel gestiegen ist.

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