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Kaiserkult und Königstreue © sdu

Die Monarchien in Dänemark und Deutschland spielten im Laufe der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine unterschiedliche Rolle. In Deutschland wird Wilhelm I. ein Landesvater, der später die ganze Nation einen soll. In Dänemark hingegen nimmt die Beliebtheit des Königs ab.

In den Jahren nach dem Krieg von 1864 entwickelte sich Schleswig-Holstein und Dänemark auf unterschiedliche Weise. Die Herzogtümer wurden erst in Preußen und später im Jahr 1871 im vereinten Deutschland eingemeindet. Dänemark hatte im Krieg viele Verluste hinnehmen müssen und war jetzt ohne Frage ein Kleinstaat, der sich nicht an den Großmachtkonflikten beteiligen konnte. Dies hatte zur Folge, dass Deutschland nun das entscheidende Thema innerhalb der dänischen Außenpolitik wurde und dies in den nächsten 100 Jahren auch blieb.

Der dänische König Christian IX. war geschwächt nach dem Verlust von Schleswig-Holstein. Er wurde für die Niederlage verantwortlich gemacht und viele waren der Meinung, dass er nicht genügend für die Nordschleswiger und die dänisch Gesinnten eingetreten war. Er wurde als "Schrankdeutscher" betrachtet, weil seine Brüder auf preußischer Seite gekämpft hatten. Letzten Endes stand er für eine reaktionäre und altmodische Richtung.

Die Beurteilung von Wilhelm I. war eine andere. Durch den deutschen Sieg über Frankreich im Jahr 1870 war er der eigentliche Sieger. Obwohl alle wussten, dass Otto von Bismarck die führende Person an der Front war, wurde Wilhelm Kaiser des vereinten Deutschlands. Das verwaltungsmäßige Durcheinander von Schleswig-Holstein wurde schnell geregelt und er gewann viel Anerkennung für die Durchsetzung seiner liberalen Reformen.

"Was nach Außen verloren geht, muss nach Innen gewonnen werden". Dieses Motto von Enrico Dalga wurde im Zusammenhang mit dem Kampf der Urbarmachung der jütländischen Heide verwendet. Im Allgemeinen wurde diese Redewendung auch mit dem nationalen Wiederaufbau Dänemarks verbunden. Das Motto prägte zudem in entscheidender Weise die Überzeugung, dass das gesamte Potenzial der Bevölkerung genutzt und entwickelt werden muss.

In Schleswig-Holstein wurde viel unternommen, damit die Bevölkerung sich deutsch fühlte und sich selbst als Teil von Deutschland wahrnahm. In diesem Zusammenhang war der Kaiser von großer Bedeutung. Es wurde ein Kaiserkult betrieben und überall wurden Statuen von Wilhelm aufgestellt. Oftmals wurde er militärisch gerüstet und zu Pferde dargestellt. Wilhelm wurde zum erfahrenen Landesvater und Staatsmann. Der Militarismus war ein wichtiger Bestandteil des deutschen Nationalismus in den Herzogtümern, wie auch in Deutschland generell. Im Jahr 1914 wurden 886 Soldatenvereine mit etwa 79.000 Mitgliedern in Schleswig-Holstein gegründet. Hier war "Kameradschaft" ein Schlüsselbegriff. Große Militärparaden mit Marsch, Gesang und Fahnenführung wurden am Geburtstag des Kaisers und an den Jahrestagen der deutschen Siege abgehalten.

In Dänemark war Christian IX. nie besonders beliebt, aber mit der Zeit gewann er mehr Respekt. Er unterstützte die Partei Højre beim Verfassungskampf gegen die Partei Venstre, was die Sichtweise der Bauern und Arbeiter auf den König beeinflusste. Traditionell war die Landbevölkerung königstreu, da aber der König den Feind unterstützte, hatte dies wiederum Konsequenzen für die Unterstützung des Monarchen. Die Verhältnisse änderten sich als Friedrich VIII. im Jahr 1906 König wurde, da dieser sich zum Anhänger des Parlamentarismus erklärt. Das Problem war nur, dass seine Regierungszeit nur bis zum Jahr 1912 dauerte. Durch die Machtübernahme von Christian X. bekam Dänemark wieder einen Regenten, der ein etwas schwieriges Verhältnis zur Volksherrschaft hatte.

Der Kaiserkult wurde in vielerlei Hinsicht propagiert. Alle Beamten sollten nun einen Kaiser-Eid ablegen und die Presse wurde im Falle von beleidigen Äußerungen über den Kaiser bestrafft. In den Schulen stand der Kaiser im Zentrum der deutsch-nationalen Einflussnahme. An den Wänden hingen Bilder von ihm und der kaiserlichen Familie. Die Figur des Kaiser wurde, insbesondere während der Zeit des alten Kaisers, vor den nationalen Wagen gespannt.

Der Sohn von Wilhelm I. Friedrich wurde im Jahr 1888 Kaiser, jedoch blieb er nur 99 Tage an der Macht. Danach übernahm der Enkel mit dem Namen Wilhelm II. die Regentschaft. Mit ihm an der Spitze verblasste die Glorie des Kaisertums. Seine eigenwillige Art verschaffte ihm viele Feinde, sowohl innerhalb wie auch außerhalb der Grenzen Deutschlands.

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Monarchien
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