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Politik in Süddänemark © sdu

In der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts wird die dänische Volksherrschaft gegründet und entwickelt. Dies geschieht während eines langen Kampfes zwischen dem emporsteigenden Bauernstand und dem geschwächten Adel. Der Systemwechsel findet 1901 statt, im gleichen Jahr, in dem der Parlamentarismus in Dänemark eingeführt wird.

In der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die dänische Volksherrschaft aufgebaut und entwickelt. Mit dem sogenannten Juni-Grundgesetz von 1849 wurden die formalen Rahmenbedingungen aufgestellt, jedoch wurde in dem darauf folgenden Jahrzehnt heftig um die Macht im Land gekämpft. Das Grundgesetz war in einigen Punkten unklar und dies ermöglichte Platz für verschiedene Auslegungen und Interpretationen. Dies führte zu einer festgefahrenen politischen Situation, die bis hin zum Systemwechsel im Jahr 1901 andauerte, bei dem der Parlamentarismus in Dänemark eingeführt wurde.

Im Zeitraum bis zum Krieg im Jahr 1864 war die politische Entwicklung in Dänemark von der Situation in den Herzogtümern, der Bedrohung durch Preußen und den Deutschen Bund beeinflusst. Mit der Gesamtstaatsverfassung aus dem Jahr 1855 wurde eine Form der konstitutionellen Demokratie im Gesamtstaat eingeführt. Gleichzeitig steigerte die Verfassungsgebung den gesamtdeutschen Druck auf Dänemark. Dadurch wurde die politische Entwicklung gestoppt, was mehrere schwache Regierungen zur Folge hatte. Mit der November-Verfassung von 1863 und der dänischen Niederlage im Jahr 1864 wurden die demokratischen Rahmenbedingungen vollständig verändert. Die politische Entwicklung wurde in den darauf folgenden Jahrzehnten nun von den inneren politischen Verhältnissen beeinflusst.

Der Verlust Schleswig-Holsteins führte zu Veränderungen in der politischen Entwicklung Dänemarks. Im Zeitraum von Anfang 1879 bis zum Jahr 1901 fand der sogenannte Verfassungskampf statt. Die politische Situation war sehr festgefahren, weil verschiedene Gruppierungen der Partei Venstre seit dem Jahr 1872 eine absolute Mehrheit im Volksparlament hatten, wobei die konservative Rechte - Højre - die Mehrheit der Sitze im Landesparlament besaß. Die Partei Venstre forderte, dass die Partei, die die Mehrzahl der Sitze im Volksparlament hatte, auch die Regierung bilden sollte. Eine Forderung, die sie jedoch nicht erfüllt bekam.

Der Verfassungskampf ergab sich aus den fehlenden Bestimmungen im Grundgesetz, die sich auf die Frage bezogen, welche der beiden Kammern des Reichstages - das Volksparlament und das Landesparlament - im Falle von Uneinigkeiten die Regierung auswählen sollte. Die Rolle des Königs war unsicher, weil er laut Paragraph II selbst die ausführende Macht besaß und gemeinsam mit dem Reichstag die gesetzgebende Macht in den Händen hielt. Der König traf die Entscheidung, sich der Mehrheit der Partei Højre im Landesparlament anzuschließen und bis zum Systemwechsel im Jahr 1901 bildete Højre somit die Regierung, obwohl Venstre die Mehrheit der Sitze im Volksparlament hatte. Es existierte somit mehr als 30 Jahre lang eine politisch festgefahrene Situation.

Mitten in den 1880er Jahren erreichte der Verfassungskampf seinen Höhepunkt. Die Mehrzahl im Volksparlament weigerte sich für das Finanzgesetz zu stimmen, weil Venstre gegen die Pläne einer Steigerung der Verteidigungskosten war. Deshalb war es unmöglich das Finanzgesetz im Reichstag zu beschließen. Der Regierungsführer der Partei Højre - der Konseilspräsident J.B.S. Estrup - führte deshalb provisorische Gesetze durch, die dem Volksparlament und der Demokratie den Einfluss nahmen. Die sogenannte Provisoriumszeit fand im Jahr 1894 ihr Ende, als verhandlungsfreudige Kräfte innerhalb Venstres und Højres dafür sorgten, dass das Finanzgesetz auf demokratische Weise angenommen wurde. Damit war der Weg Richtung eines Systemwechsels, der im Jahr 1901 stattfinden sollte, geebnet.

Der politische Kampf in der letzten Hälfte des 19. Jahrhunderts war nicht bloß ein politischer Kampf, der sich im Reichstag abspielte. Der Kampf spiegelte den Wechsel wieder, der in der dänischen Gesellschaft stattfand. Mit dem Grundgesetz erhielt ein großer Teil des Bauernstandes das Wahlrecht. Im Laufe der darauf folgenden Jahrzehnte erhielt Venstre die Mehrheit im Volksparlament, weil die Anzahl der Bauern mit eigenem Besitz anstieg, da der Anteil des Adels abnahm. Der Verfassungskampf war somit ein Kampf zwischen dem anwachsenden Bauernstand und dem langsam verschwindenden Adelsstand. Der Kampf war ein Ausdruck für den wachsenden politischen und ökonomischen Einfluss der Bauern, der aufgrund der zunehmenden Kürzungen der Privilegien des Adels stattfinden konnte.

Ein wichtiges Element im politischen Kampf waren die verschiedenen Volksbewegungen, die in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts einen Bedeutungszuwachs erhielten. Durch die Volkshochschulen entwickelten sich die Schulkenntnisse der Landbevölkerung und deren Demokratieverständnis. Die Genossenschaftsbewegung bot nicht nur eine ökonomisch effektive Art der Organisation, sondern auch eine demokratische Art der Zusammenarbeit. Die Gewerkschaften und die Sozialdemokratie sorgten dafür, dass im Zeitraum des Verfassungskampfes auf markante Weise ein demokratisches Volksverständnis entwickelt wurde. Dies war entscheidend für den ziemlich undramatischen Übergang zu einer parlamentarischen Demokratie in Dänemark.

Diese Geschichte erscheint in folgenden Themen:
Monarchien
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