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Arslan

„Ich kann es immer noch nicht fassen, was in der Nacht vom 23. November 1992 mit meiner Familie geschehen ist. Es ist so schrecklich und so grausam. Meine Frau Bahide, Enkelin Yeliz und Aise Yilmaz sind tot. Meine Schwiegertöchter sind durch die Folgen der Brandnacht behindert und haben Schmerzen, die Familie ist überhaupt nicht mehr, was sie war. Meine Frau Bahide war der Mittelpunkt meiner Familie – meines Lebens. Sie war für alle in der Familie immer da, bei ihr lief alles zusammen. Wer Schwierigkeiten hatte, musste zu Bahide gehen. Sie konnte lesen, schreiben und mit Geld umgehen. Sie kam ja auch als erste nach Deutschland. … Als ich wieder einigermaßen gesund war, wurden Frauen gesucht, die in Deutschland arbeiten wollten. Meine Frau Bahide ging mit und kam nach Mölln (in die Möllner Textil-Werke)- Sie hat ganz hart gearbeitet und hat zuerst immer Geld in die Türkei geschickt, dass die Kinder und ich nachkommen konnten, als ich wieder ganz gesund war. Man hat uns hergebeten, wir sind gekommen, weil in Deutschland Arbeitskräfte gesucht wurden – und wir haben gearbeitet. Beide haben wir gearbeitet. Bahide hat von früh bis spät gearbeitet, immer nur gearbeitet. Über 20 Jahre lang. Und dann so eine Tat. … Es ist mir auch so unverständlich, wofür, warum meine Frau und die zwei Mädchen sterben mussten: Weil sie Türkinnen waren?! Weil diese Männer unmenschliche politische Ideen ausführen wollten? Man hat uns doch hergebeten, wir kamen als Gastarbeiter. Wir waren hier Gäste! Wissen Sie, was Gastfreundschaft in der Türkei bedeutet? Meine Frau und die Kinder haben doch nichts gegen Deutschland getan. Was wurde Unschuldigen angetan? Harmlose Kinder sind in der Nacht verbrannt. Statt schöner Träume haben sie einen Alptraum erlebt und sind jetzt tot. So ein bösartiges Verbrechen kann ich nicht verstehen.“

Im Juni 1993 ergreift Nazim Arslan, der Ehemann der ermordeten Bahide Arslan und Großvater der beiden toten Mädchen, im Strafprozess vor dem Oberlandesgericht Schleswig das Wort. – Hilflose Fragen eines gebrochenen Mannes, eines Nachbarn in der schleswig-holsteinischen Gesellschaft.

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