Nicht alle Auswanderer finden im Ausland den erhofften Erfolg und Reichtum und bleiben bis zu ihrem Lebensende in der neuen Heimat. Manche kehren nach einigen Jahren in Übersee wieder zurück in die alte Heimat, wie der Kaufmann Ludwig Borstelmann aus Wakendorf bei Kiel.
Borstelmann reist 1908 nach Argentinien aus. Seine Erfahrungen in den ersten Wochen nach seiner Ankunft in Buenos Aires beschreibt er in Gedichtform. Das recht holprige Gedicht gibt Aufschluss über seine uneindeutige Gefühlslage zwischen Freude und Zukunftssorgen, Vertrautem und Fremden.
Durch Vermittlung eines Reisegefährten findet er wenig später eine erste Stelle als Hauslehrer in einer überwiegend von Deutsch-Russen bewohnten Gemeinde im Landesinneren. Das Landleben behagt ihm jedoch nicht, außerdem bemängelt er in einem Brief in die Heimat, dass er kaum Fortschritt im Erwerb der spanischen Sprache mache, da in der Gemeinde fast alle Deutsch sprächen. Er kündigt an, sich Arbeit bei einer spanischen Familie suchen und sich in verschiedensten handwerklichen Bereichen Fähigkeiten erwerben zu wollen. Denn: In Argentinien könne nur ein vielseitiger Arbeiter etwas werden, der in Deutschland als Fuscher verschrien sein.
Anfang der 1920er Jahre leidet Borstelmann unter gesundheitlichen Problemen. Ein Arzt rät ihm, in die schleswig-holsteinische Heimat zurückzukehren, der er schon 1914 einen kurzen Besuch abgestattet hat. Borstelmann kehrt nach Schleswig-Holstein zurück, wo er zunächst als Handelvertreter tätig ist, bevor er einige Jahre später die Leitung der Spar- und Leihkasse der Insel Sylt übernimmt.
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