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Dithmarscher Landeszeitung

In einem offenen Brief in der "Ditmarscher Landeszeitung" macht einer der Arbeitnehmer der Büsumer Werft seiner bitteren Enttäuschung Luft, der von der Schließung der Werft besonders hart getroffen ist:

"Sehr geehrte Damen und Herren, Ihre stets ausführlichen Berichte über die Geschehnisse auf der Büsumer Werft veranlassen mich, auf diesem Wege einen Appell an meine Kollegen zu richten. Nach 35 Jahren pflichterfüllter Arbeit auf der Büsumer Werft wurde ich, 60 Jahre alt, von der Geschäftsleitung dieser Firma und den Aussagen des Wirtschaftsministers Biermann irregeführt und getäuscht. Und ich meinte, einen Beitrag zur Lösung der Werftprobleme zu leisten, indem ich nicht freiwillig ging, sondern mich gezwungen sah, den Auflösungsvertrag zu unterschreiben. Der Gedanke an die hierin zugesagte Abfindung, die es mir ermöglichen sollte, die Jahre bis zur Rente einigermaßen zu überstehen, bewog mich letztendlich, diesen Schritt zu gehen. Um dieses Geld hat man mich betrogen. Meine Gesundheit ist ruiniert. Die Geschäftsleitung verweigert die Rückgängigmachung des sittenwidrigen Vertrages und damit die Herbeiführung meines alten Rechtes. Nach 35 Jahren verließ ich zum letzten Mal das Werftgelände. Kein Abschied, kein Wort, kein Dank. Wie ein räudiger Hund schlich ich mich durchs Tor. Zu Hause angekommen, sah ich wortlos meine Frau an, und dann brach die ganze Ohnmacht gegen mich heraus. Ich lag in den Armen meiner Frau und weinte wie nie in meinem leben. Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Ihr so ahnungslos wie ich in die Falle gelaufen seid und denen dieser Tag in diesem Moment bevorsteht, Euch beschwöre ich: Bietet Eure Arbeitskraft nicht wieder an, zumal man uns ja ohnehin von vornherein betrügen wollte und gar nicht haben will. Wer von Euch sich noch ein Fünkchen Stolz und Würde bewahren möchte, dem wünsche ich niemals eine solche Demütigung, wie sie mir widerfahren ist. Ich schäme mich meiner Tränen nicht, aber denen, die sich meiner Tränen schämen sollten, nämlich Herrn Harmstorf und Herrn Biermann, fehlt die Vokabel schämen in ihrem Wortschatz. Heinz Gruhlke, Büsum."

Quelle: Redebeitrag des SPD-Landtagsabgeordneten Manfred Sickmann in der 84. Sitzung des Schleswig-Holsteinischen Landtags am 20. August 1986, abgedruckt in: Arbeitskreis Wirtschaft der SPD-Fraktion im Schleswig-Holsteinischen Landtag (Hrsg.): Zum Thema: Werften.

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