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Büsum © izrg

Badegäste als Ausweg aus der wirtschaftlichen Krise - so lautet zu Beginn des 19. Jahrhunderts die Idee des Kirchspielvogts von Büsum, Claus Bruer. 1818 stellen die Büsumer unweit der nur rund 140 reetgedeckten Häuser der Gemeinde die ersten Badekarren auf, wegen der Abgelegenheit und sehr primitiven Unterbringungsmöglichkeiten bleiben die Badegäste jedoch weitgehend aus. Ebenso scheitert ein zweiten Versuch zehn Jahre später.

Erst 1837 schlägt die offizielle "Geburtsstunde" des "Seebads Büsum", ein Aktienfond Büsumer Bürger finanziert den Bau zweier Badehäuser. Von Beginn an sucht sich das Seebad seine Nische und setzt - wohlweislich - in erster Linie nicht auf gut betuchte Gäste, sondern spricht ein eher (klein-)bürgerliches Publikum an. Zur Eröffnung der ersten Badesaison erscheint in der Dithmarsischen Zeitung eine entsprechende Ankündigung: "Zwar kann man den sich hier einfindenden Badegästen nicht solche Gelegenheit zu Vergnügungen bieten, wie andre Badeorte sie darbieten, dagegen wird auch der Aufenthalt hieselbst nicht so kostspielig werden, wie anderswo." Die Gästezahlen bleiben jedoch niedrig, trotz eines zusätzlichen Warmbades und obwohl Fuhrunternehmer die Badegäste aus Heide und sogar von Itzehoe abholen - noch in der Saison 1879 nehmen nur 180 Gäste die beschwerliche Anreise auf sich.

Erst der Anschluss an das Eisenbahnnetz 1883 bringt den erhofften Durchbruch und lässt die Dithmarsische Zeitung aufatmen: "Jetzt hat sich dort ein aufblühendes Seebad gebildet und erfreut sich vielfachen Zuspruchs nah und fern herkommender Badelustigen, denen der Genuß der Seeluft und die wohlfeile Einfachheit des Lebens die Genüsse größerer Badeorte ersetzt." Die gepriesene "Einfachheit" und das "ländliche Gepräge" des Seebads macht Büsum insbesondere für die (klein-)bürgerliche Klientel der "Sommerfrischler" attraktiv - das Profil des Seebades hat sich gefestigt. Eine solche Gästeschaft besitzt genaue Vorstellungen von Anstand und Sitte, und die Einheimischen wissen diese zu bedienen: Als einziges Seebad außer Juist stimmt Büsum empört gegen alle anderen Mitglieder des Nordseebäderverbands gegen die Einführung von "Familienbädern", in denen Männer und Frauen gemeinsam ins Meer steigen dürfen! Mindestens ebenso bezeichnend ist der lokale Skandal um eine Werbeplakat der Badeverwaltung Büsums 1908: Die auf dem Plakat abgebildete Wattläuferin schürzt das Badekostüm derart keck, dass tatsächlich ein nacktes Knie zu sehen ist. Das ist zuviel - ein Sturm der Entrüstung bricht los!

Im heißen Sommer 1911 kann Büsum mit über 6.000 Badegästen einen Besucherrekord melden. Es hat sich mit seinem besonderen Profil als "einfaches" und "bürgerliches" Seebad unter den schleswig-holsteinischen Nordseebädern endgültig etabliert, zu dessen besonderen Attraktionen das Wattwandern gehört.

Siehe auch:

Die erste Saison des "Seebads in Büsum"
Badegäste 1874-1912
Die Anreise zu den Seebädern
Sommerfrische
Familienbad
Büsum - das "bürgerliche" Nordseebad
Ein Skandal
Wattwandern

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