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Brief Emil Noldes

„.... Auch bitte ich Sie, sehr geehrter Herr Minister, die gegen mich erfolgte Diffamierung aufheben zu wollen. Ich empfinde diese als besondere Härte und auch besonders, weil ich vor Beginn der Nationalsozialistischen Bewegung als fast einzigster deutscher Künstler in offenem Kampf gegen die Überfremdung der deutschen Kunst, gegen das unsaubere Kunsthändlertum und gegen die Machenschaften der Liebermann- und Cassirerzeit gekämpft habe, ein Kampf gegen eine große Übermacht, der mir jahrzehntelange materielle Not und Nachteile brachte. Als der Nationalsozialismus auch gegen mich und meine Kunst die Benennung `entartet´ und `dekadent´ prägte, empfand ich dies sehr als Verkennung, denn es ist nicht so, meine Kunst ist deutsch, stark, herb und innig. Nach der Abtretung Nordschleswigs wäre es mir leicht gewesen, ein gefeierter Künstler in aller Welt, auf Grund politischer Dinge, zu werden, wenn nicht ich meine Zugehörigkeit zum Deutschtum stets allem vorangestellt und bei jeder Gelegenheit im In- und Ausland ich kämpfend und bekennend für die Partei und Staat eingetreten wäre, dabei trotz eigener Diffamierung, oder vielleicht deshalb umsomehr, von der Weltbedeutung des Nationalsozialismus zu überzeugen vermochte....“

Auszug aus einem Brief Emil Noldes vom 2. Juli 1938 an Joseph Goebbels. Nolde wendet sich aus Sorge um seine beschlagnahmten Bilder in einem persönlichen Brief an den „Minister für Volksaufklärung und Propaganda“. Nolde weist in diesem Brief auf seine Mitgliedschaft in der NSDAPN hin und bittet Goebbels, ihm seine Bilder zurückzugeben. Die Verweisung auf die Mitgliedschaft ist insofern nachvollziehbar, als dass sich Nolde in Bedrängnis fühlt. Seine künstlerische Existenz scheint ihm zu diesem Zeitpunkt im höchsten Maße gefährdet. Und tatsächlich ist sein künstlerisches Lebenswerk durch die Ächtung der Nationalsozialisten zu dieser Zeit unmittelbar bedroht. Nolde hat eine sehr enge, fast sentimentale Bindung zu seinen Bildern und will sie deshalb verständlicherweise um jeden Preis zurück haben, aber im folgenden Teil des Briefes biedert er sich regelrecht an: Er macht seine Position als nordisch denkender Nationalist und als Vorkämpfer des Deutschtums deutlich. Er macht Goebbels klar, dass es sich bei der Verfolgung seiner Kunst durch die Nationalsozialisten um ein Missverständnis handelt. Und Nolde hat Glück, der Brief verfehlt seine Wirkung nicht. Anfang 1939 erhält er zumindest „Das Leben Christi“ und drei weitere Gemälde zurück.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wird Nolde dieser Brief peinlich sein. In seinen Lebenserinnerungen wird er sich als Opfer der Nationalsozialisten inszenieren, das angeblich schon zu Beginn des „Dritten Reiches“ der Meinung ist, dass die „Anständigkeit und Moral“ in dieser Zeit stark sanken.

Quelle: Zit. nach: Schmidt, Diether: In letzter Stunde. 1933-1945. Schriften deutscher Künstler des 20. Jahrhunderts, Teil II, Dresden 1964, S. 152f.

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