v i m u . i n f o
Dansk version
grenzen politik wirtschaft gesellschaft kultur meer

Laurids Skaus Rede auf der Skamlingsbank (1844)

"Meine Freunde! So lange es nur unsere deutschen Gegner, ob hohe oder niedere, waren, die ihre Stellung und Klugheit nutzten, um uns die deutsche Sprache aufzuzwingen oder listig unterzuschieben, war unsere Muttersprache noch im gesetzmäßigem Besitz ihres natürlichen Rechts und es stand in unserer Macht, sie uns durch Mut und Ausdauer zu erzwingen. Und so lange es nur ein übermütiger Herr oder ein unwissender Narr war, der unsere Sprache im Vergleich mit der deutschen verhöhnte, konnten wir den Beleidigenden züchtigen oder verachten und unsere nationale Ehre blieb unbefleckt.

Aber die Herabsetzung unserer Muttersprache wurde uns im Namen des Gesetzes verkündet, in seinem Namen, der Vater aller seiner Untergebenen, der Vertreter der dänischen Nation, der durch Geburt Wächter deren Ehre ist. Da fragte ich mich selbst: warum ist dies geschehen? Wie hat es dazu kommen können? Ist es vielleicht ein Irrtum von mir, dass meine Muttersprache ein Recht und eine Ehre hat?

Meine Freunde! Was Muttersprache eigentlich ist, und worin deren Heiligkeit eigentlich besteht, darüber kann ich nicht vollständig Rechenschaft ablegen und bitte die gelehrten Männer, uns das zu begründen und zu erklären. Aber das weiß ich, wenn jemand meine Muttersprache missachtet oder verhöhnt, dann ist es für mich, als ob sie meine Eltern, meine Geschwister und meine ganze Familie missachten und verhöhnen, meine Freunde und Kameraden, alle meine Dorfkinder, die ganze Gemeinde, die ganze Nation verhöhnen, mit einem Wort: verhöhnen alle die, an denen mein Herz hängt; also ist es die Muttersprache, die mich mit allen verbindet.

Es ist die Muttersprache, die ihre Gedanken und Gefühle zu mir und meine zu ihnen gebracht hat. Es ist die Muttersprache, die ständig hin und her geht zwischen ihnen und mir, als Botschaft der Freude oder Sorge, Hoffnung oder Kümmernis, die das bringt, was ganz drinnen, allertiefst in deren Seele liegt. Das Beste, das Wahrste, das Echteste, was sie mir geben und ich ihnen.

Wie gesagt, ich vermochte es nicht zu ergründen, worin das eigentliche Wesen oder die Heiligkeit der Muttersprache besteht, aber ich fühle, wenn das Wort des Herrn nun für mich lautet: ?Ehre deinen Vater und deine Mutter, darauf kannst du lange leben im Land!?, dann habe ich nur schlecht auf Gottes Gebot geachtet, wenn ich nicht meines Vaters Saat und meiner Mutter Sprache in hoher Ehre halte. [....]

Ich habe mich selbst gefragt: Was ist Nationalität? Worin besteht dass Eigentümliche einer Nation? Das, worin alle ? Männer, Frauen, Junge und Alte ? einander gleichen und ausmachen wie eine große Familie? Das, worin sie sich von anderen Nationen unterscheiden, was andere Nationen nicht mit ihnen gemeinsam haben? Ist das Essen oder Trinken? Ist es die Kleidung? Ist es nicht viel mehr die Sprache?

Ich kann nicht im Geringsten etwas finden, woraus die Nation eher besteht, worin sie mehr hervortritt, wo man stärker erkennen kann, zu welcher Nation ich gehöre. Die Sprache ist also Repräsentant der Nationalität. Wenn daher die Muttersprache missachtet und verhöhnt wird, dann wird meine Nationalität verhöhnt, nicht ich als einzelner Mann für mich selbst, sondern als einer aus einer Nation. [....]

Nein, meine Freunde, wir wollen uns nicht mit Blendwerk und Lügen trösten. Wir Dänen in Schleswig nicht damit, dass unsere schleswigsche Nationalität ungekränkt bleibt. Denn die schleswigsche Nationalität besteht nicht aus etwas, was weder deutsch noch dänisch ist, sondern es ist entweder deutsch oder dänisch und unsere ist die dänische. Ihr Dänen im Königreich werdet euch nicht damit trösten, dass das Urteil nicht euch trifft; denn, wenn das Dänentum erniedrigt wird, dann wird eure Nationalehre gekränkt, egal, ob es in Schleswig oder in Viborg geschieht.

Aber wir wollen uns damit trösten, dass das Urteil nicht unwiderruflich ist. Wir wollen uns damit trösten, dass es wohl anders werden dürfte, wenn es erst der ganzen Nation und deren höchstem Repräsentant klar wird, dass Recht und Ehre der Nation der größten Gefahr ausgesetzt ist, solange die Wächter unter den eingeborenen Söhnen der Nation nicht entfernt werden.

Die Geschichte hat gezeigt, dass als die dänischen Könige einsahen, dass die fremden Söldnerheere nur schlecht die Landesgrenzen verteidigen konnten, die eigenen Kinder des Landes dessen Verteidiger wurden."

Wiedergegeben in: "Dansk Folkeblad", 26.7.1844

Quelle: http://www.nomos-dk.dk/skraep/laurids_skau1.htm

Um diese Inhalte anzusehen, wird der Flashplayer 9 benötigt. Zum Download
audioDidaktische Bemerkungen
photosAbbildungen

sourceQuellen
imageBiografien
bibliographyLiteratur